Opel stellt Forschungszentrum auf den Prüfstand

Düsseldorf/Rüsselsheim (APA/Reuters) - Dem gebeutelten Autobauer Opel droht eine weitere Schrumpfkur. Das Management schließt Partnerschafte...

Düsseldorf/Rüsselsheim (APA/Reuters) - Dem gebeutelten Autobauer Opel droht eine weitere Schrumpfkur. Das Management schließt Partnerschaften für den Kernbereich Forschung und Entwicklung mit über 7.500 Mitarbeitern nicht aus, nach einem Zeitungsbericht denkt der neue Mutterkonzern PSA sogar über einen Teilverkauf nach.

Die Arbeitnehmer reagierten empört: „IG Metall und Gesamtbetriebsrat werden einen solchen Angriff auf das Herz der Marke Opel nicht kampflos hinnehmen“, teilte der Gesamtbetriebsrat in Rüsselsheim am Mittwoch mit. Für den Donnerstag zitierten sie Opel-Chef Michael Lohscheller zu einer Betriebsversammlung. Opel und PSA betonten, es seien noch keine Entscheidungen gefallen.

Der französische PSA-Konzern hatte Opel im vergangenen Jahr von der ehemaligen Konzernmutter GM übernommen. Bereits unter der Regentschaft des US-Konzerns hatte die chronisch defizitäre Marke mit dem Blitz zahlreiche Sparprogramme durchgemacht. Werke in Bochum und Antwerpen wurden geschlossen, Tausende von Stellen fielen weg. PSA-Chef Carlos Tavares hatte auch für Opel einen entschiedenen Kurs angekündigt, aber gleichzeitig vor allem die deutsche Ingenieurskunst gepriesen.

PSA einigte sich dann im Mai mit den Arbeitnehmern nach langem Streit auf Eckpunkte für eine Sanierung - die Franzosen wollen Opel bis 2020 profitabel machen. PSA sagte Investitionen zu und der von den Franzosen verlangte Personalabbau soll der Übereinkunft zufolge auf 3.700 Stellen begrenzt werden. Für alle anderen der insgesamt mehr als 18.000 Beschäftigten in Deutschland wurde ein Kündigungsschutz bis Juli 2023 vereinbart. Dabei machte sich auch die Regierung für die Entwicklung stark: „Wir legen Wert darauf, dass Forschung und Entwicklung in Deutschland weiter stattfinden - und zwar in nennenswertem Umfang“, sagte der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) im April.

Die Berichte über einen möglichen Teilverkauf der Forschung und Entwicklung riefen nun die Arbeitnehmer auf den Plan. Im Zuge der Sanierungsgespräche habe das Management Verkaufspläne verneint, teilten sie mit. Gebe es aber tatsächlich seit längerem Verkaufspläne oder sogar Gespräche, seien die Arbeitnehmer getäuscht worden. Opel-Chef Lohscheller solle dies bei der Betriebsversammlung aufklären.

Opel betonte, das Zentrum in Rüsselsheim werde „auch zukünftig alle Opel-Modelle entwickeln und die Aufgaben der 15 Kompetenzzentren für die gesamte Groupe PSA übernehmen“. Zugleich fielen aber Auftragsarbeiten für die frühere Mutter GM weg. Deshalb könne es auch zu „strategischen Partnerschaften“ kommen. Die Zeitung „Le Monde“ hatte berichtet, PSA könnte vier Bereiche veräußern, die insgesamt mit 500 Mio. Euro bewertet würden. PSA sei wegen der Verkaufspläne bereits an die französischen Firmen Altran, Akka und Segula sowie die deutsche Bertrandt herangetreten. Eine Bertrandt-Sprecherin erklärte, Opel sei bereits sei vielen Jahren Geschäftspartner und Kunde. Darüber hinaus wolle sich der Ingenieurdienstleister nicht äußern.

Opel ist auch unter dem neuen Eigner noch nicht so recht in Schwung gekommen. In den ersten vier Monaten lag der Marktanteil von Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall nach Daten des Herstellerverbandes ACEA in Europa (EU und EFTA) bei 5,7 (Vorjahreszeitraum: 6,3) Prozent. Das ist etwa die Hälfte dessen, was der VW auf die Waage bringt. Mit VW konnten sich die Rüsselsheimer einst messen. Dabei haben die Franzosen Erfahrung mit Konzernumbauten: Nachdem PSA 2014 selbst noch mit Kapitalspritzen gestützt werden musste, legt das Unternehmen nach einer Rosskur inzwischen Rekordrenditen vor.

~ WEB http://www.opel.de/ ~ APA207 2018-07-04/11:31