Mütter setzen „Hoppa Reiter“ und Co schon sehr früh ein
Wien (APA) - Lässt man Mütter mit ihren vier Monate alten Babys ohne Spielsachen interagieren, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ma...
Wien (APA) - Lässt man Mütter mit ihren vier Monate alten Babys ohne Spielsachen interagieren, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man die beiden beim Spielen von „Hoppa Reiter“ oder bei Fingerspielen beobachten kann. Fast 77 Prozent der Studienteilnehmer interagierten in einer Studie einer Wiener Psychologin in Form dieser „Routinespiele“, berichtet sie Fachblatt „Frontiers in Psychology“.
Zum frühen Spiel der Mütter und ihrer Babys sei noch überraschend wenig bekannt, auch zur Frage, wann und warum derartige Spiele auftreten, erklärte Gabriela Markova von der Fakultät für Psychologie der Universität Wien im Gespräch mit der APA. Sie wollte in einer in Tschechien durchgeführten Studie mit 43 Babys und ihren Müttern herausfinden, was es mit natürlich auftretenden Spielroutinen die Rhythmus, Berührungen oder Gesten, Worte und Melodien miteinander vereinen - etwa „Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen“ oder „Zehn kleine Zappelmänner“ - auf sich hat.
Ziel der Entwicklungspsychologin war es, Mutter und Kind bei ihrer „normalen“ Interaktion zu beobachten, ohne dass explizit Vorgaben gemacht wurden. Dabei entdeckte Markova immerhin 46 verschiedene solcher Routinespiele. Diese wurden vor allem dann gestartet, wenn die Babys abgelenkt oder frustriert waren. Während der Spiele zeigten die Säuglinge überdies mehr positive Affekt, die Grundstimmung wurde dadurch aber nicht verändert.
Im Gegensatz zu den Müttern zeigte sich bei den Babys nach besonders intensivem Spiel keine erhöhte Konzentration des oft als „Kuschel-“ oder „Liebeshormon“ bezeichneten Oxytocin. Warum das so ist, könne man auf Basis der Studie nicht sagen, erklärte Markova. Es wäre möglich, dass es sich beim erhöhten Wert der Mütter um einen Effekt der Laborsituation mit Kameras und Beobachtern handelt, da Oxytocin auch in der hormonellen Stressregulation eine Rolle spielt.
Klar sei jedoch, dass frühe Spielroutinen Veränderungen auf der Hormon-Ebene mit sich bringen, auf die sich die Wissenschafter allerdings noch keinen vollständigen Reim machen können, so Markova. Denkbar sei, dass die gestressten Mütter ihre Fürsorge erhöhten und mehr spielten, um „sich an etwas anhalten zu können und sich ein wenig wohler in der Situation zu fühlen“, sagte die Forscherin.
Routinespiele würden Kindern jedenfalls erlauben, selbst aktiv zu werden, „weil sie immer gleich ablaufen“. Die Erwartungen der Kinder werden also erfüllt, was ihnen laut der Wissenschafterin dabei hilft, eine „höhere Selbstwirksamkeit und bessere soziale Kompetenz“ zu entwickeln. Die Untersuchung zeige erneut, wie früh das Spiel bereits einen wichtigen Platz in der Entwicklung des Kindes und seiner Beziehung zu den Eltern einnimmt. Die Wichtigkeit des Spiels werde allerdings „in der heutigen Gesellschaft oft unterschätzt“.
(S E R V I C E - Link zur Studie: http://go.apa.at/1lqe8pLl)