Milben reisen im Schnecken-Shuttle
Leipzig (APA/AFP) - Milben reisen im Schnecken-Shuttle: Die kleinen Spinnentiere werden von Nacktschnecken mit Moos, Flechten und Gartengemü...
Leipzig (APA/AFP) - Milben reisen im Schnecken-Shuttle: Die kleinen Spinnentiere werden von Nacktschnecken mit Moos, Flechten und Gartengemüse unweigerlich mitgefressen und nach ihrem Weg durch den Schneckendarm an anderer Stelle meist lebend ausgeschieden. Dadurch breiten sie sich schneller aus, wie das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) in Leipzig am Mittwoch mitteilte.
Im Kot der eingesammelten Schnecken fanden die Forscher 36 Arten von winzigen Hornmilben. Erstaunlicherweise überlebten 70 Prozent der gefressenen Milben die Reise durch den Schneckendarm. Diese Ausbreitungsstrategie wird in der Fachwelt Endozoochorie (Verdauungsausbreitung) genannt und wurde bisher sehr selten bei Tieren beobachtet. Für die Milben, die nicht nur winzig sind, sondern äußerst schwerfällig und behäbig, sind die Schnecken den Forschern zufolge ein Transport- und Ausbreitungsmittel.
Denn selbst die schnellste Hornmilbe kann am Tag maximal zwei Zentimeter Strecke zurücklegen, während eine große Nacktschnecke bis zu 15 Meter Wegstrecke pro Tag problemlos meistert. „Das bedeutet eine etwa tausendfache Geschwindigkeit“, erklärte der Leipziger Forscher Manfred Türke. „Wenn eine Schnecke vorbeikriecht, ist es für eine Milbe so, als würde ein ICE vorbeidonnern.“
Neben Hornmilben fanden die Wissenschafter im Kot der gesammelten Nacktschnecken auch Pflanzensamen, Moose und andere lebende Bodentiere. Diese sind von entscheidender Bedeutung für das Funktionieren des Ökosystems, weil sie organische Abfälle zersetzen und die Nährstoffkreisläufe im Boden aufrechterhalten. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Oecologia“ veröffentlicht.