Salzburger Festspiele - Hinterhäuser 2: „Ich habe keinen Masterplan“
Salzburg (APA) - APA: Neben den inhaltlichen Bezügen zum Festspielprogramm 2017: Beginnt sich auch personell so etwas wie das Salzburger Fes...
Salzburg (APA) - APA: Neben den inhaltlichen Bezügen zum Festspielprogramm 2017: Beginnt sich auch personell so etwas wie das Salzburger Festspielensemble der Intendanz Hinterhäuser herauszukristallisieren?
Hinterhäuser: Es gab wunderbare Zeiten, in denen man tatsächlich von einem Festspielensemble reden konnte. Aber man soll sich keiner Illusion hingeben, man sollte auch nicht naiv sein. Die Parameter des Marktes, und die Festspiele sind selbstverständlich ein Teil des Marktes, haben sich tektonisch verschoben. Wir werden „Die Welt von gestern“ nicht wieder lebendig machen können. Aber selbstverständlich setze ich auf Kontinuität, was Regisseure, Dirigenten, Sänger und Solisten betrifft. Diese Kontinuität soll dem Ganzen nicht nur eine inhaltliche, sondern auch eine formale Geschlossenheit geben und in letzter Konsequenz auch Identität schaffen. Fünf Jahre sind dafür eine gute Zeit. Die Kriterien, nach denen ich vorgehe, sind auch subjektive Kriterien. Andere würden es anders machen. Aber ich mache es jetzt so!
APA: Sie stehen jetzt vor Ihrer zweiten Saison. Wann entscheidet sich, ob sie über die fünf Jahre hinaus weitermachen?
Hinterhäuser: Ich muss da jetzt den berühmten Wirklichkeitssinn und Möglichkeitssinn von Robert Musil bemühen. Die Möglichkeit besteht, die Wirklichkeit allerdings sieht schlicht so aus, dass das eine Entscheidung des Kuratoriums ist. Die Diskussion darüber wird irgendwann beginnen. Möglicherweise während oder nach diesen Festspielen.
APA: Sie wirken so gelassen, obwohl es nur noch wenige Wochen bis zum Start sind. Wenn Sie selber als Festspielkünstler auftreten, was ja gleich am dritten Festspieltag der Fall ist, lässt wenigstens das Ihren Puls schneller schlagen?
Hinterhäuser: Wenn ich als Pianist bei den Festspielen auftrete, bin ich tatsächlich nicht so gelassen. Die Wahrnehmung meiner Person ist in diesem Fall mehr die des auftretenden Intendanten als die des Pianisten. Das erhöht meinen Adrenalinspiegel deutlich. Aber sonst ist meine Gelassenheit nicht gespielt. Ich muss ja für mich ein Überlebenssystem finden, und Daueraufgeregtheit wäre da bestimmt nicht hilfreich. Wir haben das, was wir bei den kommenden Festspielen vorhaben, so gut vorbereitet, wie wir können. Der letzte Sommer war nicht nur schön und glückhaft, sondern hat uns auch gezeigt, dass man durchaus anspruchsvoll mit dem Publikum umgehen kann und muss. Das Höchstmaß an Interesse am kommenden Festspielsommer scheint mir da Recht zu geben. Wir sind wirklich sehr gut verkauft.
APA: Gibt es etwas, was Sie sich vorgenommen haben als Intendant heuer anders zu machen als im vergangenen Jahr?
Hinterhäuser: Ich lerne ständig. Ich habe keinen Masterplan. Das, was ich mache, ist immer sehr abhängig von den Künstlern, und die unterscheiden sich sehr voneinander. Ich bediene ja keine Schalter, die ich einfach umlege. Ich habe im letzten Jahr sehr viel Glück gehabt mit der Entspanntheit, in der unsere Produktionen entstanden. Dieses Glück ist nicht abrufbar - es stellt sich ein, oder es stellt sich nicht ein. Und wenn es sich nicht einstellt, heißt es nicht, dass das ein Unglück ist. Es ist einfach eine andere Herausforderung, auf die ich eine Antwort finden muss. Ich werde genug gefordert sein in den kommenden Wochen. Da tut sich ein riesiges Feld auf für mich, wo ich mich einzubringen habe. Dann werde ich auch nicht immer so gelassen sein.
(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)
(S E R V I C E - www.salzburgerfestspiele.at)
(A V I S O - Die APA wird ab 20. Juli einen Live-Blog zu den Salzburger Festspielen anbieten.)