EU-Vorsitz - Schulabschlüsse sollen in EU besser vergleichbar werden
Wien (APA) - Abschlüsse höherer Schulen sollen in Europa besser vergleichbar werden und entsprechend angerechnet werden können. Dieses Vorha...
Wien (APA) - Abschlüsse höherer Schulen sollen in Europa besser vergleichbar werden und entsprechend angerechnet werden können. Dieses Vorhaben wird Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) als eines von mehreren Themen im Bildungsbereich während Österreichs EU-Vorsitz verhandeln. Weiter vorangetrieben werden soll zudem die Idee von „European Universities“, eine erste Ausschreibung dafür soll im September starten.
Im Tertiärbereich gebe es mit der Lissabonner Anerkennungsvereinbarung bereits eine grundsätzliche Regelung, wie akademische Abschlüsse in Europa gegenseitig anzuerkennen seien, sagte Faßmann am Donnerstag vor Journalisten. Mit der Bologna-Architektur der Studien habe man sehr gute Voraussetzungen dafür geschaffen.
Bei sekundären Bildungsabschlüssen, also etwa der Matura einer allgemeinbildenden oder berufsbildenden höheren Schule, gebe es aber eine viel größere Vielfalt in Europa. „Hier werden wir uns bemühen müssen, die Verhandlungen weiterzuführen“, etwa bei der Frage „Was ist eine BHS-Matura in Europa wert?“, sagte der Minister. Das Thema sei „die Voraussetzung für eine stärkere Mobilität von jungen qualifizierten Kräften in Europa“.
Eine Überlegung sei etwa, nach dem Herkunftslandprinzip vorzugehen. Das bedeute beispielsweise, dass ein im Herkunftsland zum Studium berechtigender Abschluss dies auch in den anderen EU-Staaten tun würde. Während es im tertiären Bereich unterschiedliche Qualitätssicherungsmechanismen und -agenturen gebe, fehlten solche im Schulbereich.
Aufgrund seiner Heterogenität gebe es hier im berufsbildenden Bereich am meisten zu tun, betonte der Hochschulsektionschef im Bildungsministerium, Elmar Pichl. „Ziel ist nicht die Harmonisierung der Bildungssysteme, sondern die Frage des wechselseitigen Kennens, der Transparenz und des Vertrauens in die Qualitätssicherung der Anderen.“ Die Kommission schlage etwa eine Datenbank vor, in der erfasst wird, welche Schultypen und Abschlusskategorien es in einem Land gebe.
Das „wichtigste Thema“ im Bildungsbereich sind für Faßmann die Verhandlungen zum EU-Mobilitätsprogramm Erasmus. Es gebe hier einen Konsens, „dass das eine europäische Erfolgsgeschichte ist, die die europäische Identität erhöht“. Entsprechend hat die Kommission auch eine deutliche Erhöhung des Budgets von derzeit 14 Mrd. auf 30 Mrd. Euro vorgeschlagen. Dies betreffe nicht nur die Förderung der Mobilität von Schülern, Studenten, Lehrlingen, Lehrern und Professoren, sondern auch die Zusammenarbeit von Institutionen - etwa im Rahmen von „European Universities“.
Dabei gehe es um eine so „starke und innigliche“ Zusammenarbeit mehrerer europäischer Unis in Lehre und Forschung, „dass sie gleichsam zusammenwachsen“, so Faßmann. So sollte etwa für Studenten, die Studien einer solchen „European University“ belegen, die Frage von Anerkennung, Anrechnung und Diplomvergabe nicht mehr offen, sondern vertraglich fixiert sein.
Pichl ortet „klare Signale, dass sich österreichische Hochschulen dafür interessieren“. Über eine erste Pilot-Ausschreibung werde diskutiert, sie könnte im Herbst erfolgen und mit 20 bis 30 Mio. Euro dotiert sein. Damit könnten etwa sechs Netzwerke auf europäischer Ebene finanziert werden.
Faßmann ist sich nicht sicher, ob es bei der Anerkennung der Abschlüsse und bei Erasmus während des österreichischen Vorsitzes zum Abschluss kommen werde. Er sieht bei Erasmus aber einen geringeren Widerstand und weniger offene Fragen als etwa beim Forschungsrahmenprogramm. Grundsätzlich seien dies aber „erfreuliche Themen, die eine europäische Vision beinhalten“.