Neuauflage eines Mordprozesses in Vbg. - Verschiedene Zeugenaussagen
Feldkirch (APA) - Die Aussagen des Bruders der Getöteten sowie der Schwester des Angeklagten sind am Donnerstagvormittag im Mittelpunkt des ...
Feldkirch (APA) - Die Aussagen des Bruders der Getöteten sowie der Schwester des Angeklagten sind am Donnerstagvormittag im Mittelpunkt des Mordprozesses gegen einen 48-Jährigen am Landesgericht Feldkirch gestanden. Die Schilderungen der beiden Zeugen hinsichtlich des Angeklagten gingen dabei weit auseinander. Der Mann vermutete, dass die Tat geplant war, hatte dafür aber keine Beweise.
Während er den 48-Jährigen als knausrigen und äußerst eifersüchtigen Menschen charakterisierte, zeichnete seine Schwester das Bild eines hilfsbereiten, netten und gastfreundlichen Familienvaters. Eifersüchtig sei ihr Bruder nicht, sagte die Frau.
Zur Ehe des Angeklagten erklärte der Zeuge, dass er erst etwa einen Monat vor dem gewaltsamen Tod seiner 40-jährigen Schwester von Scheidungsplänen gehört habe. „Ich glaube, dass mein Schwager fürchtete, dass sich seine Frau im Zuge des Scheidungsverfahrens das gemeinsam erwirtschaftete Vermögen unter den Nagel reißen wollte“, war er der Ansicht. Deshalb hegte er die Vermutung, dass der 48-Jährige seine Gattin vorsätzlich getötet haben könnte. Die Schwester des Angeklagten sprach von guten und schlechten Zeiten, wie es sie in jeder Ehe gebe. Nur einmal habe sie ein Telefonat mitbekommen, in dem die 40-jährige mit Liebesentzug gedroht habe, wenn ihr Bruder nicht eine Wohnung in Istanbul kaufe. Der 48-Jährige selbst blieb dabei, dass er seine Frau nicht habe töten wollen.
Zwischen den Eheleuten, die vier gemeinsame Kinder im Alter von zehn bis 23 Jahren haben, gab es seit Jahren immer wieder Auseinandersetzungen. Im Jänner 2017 eskalierte die Situation. Nach einem neuerlichen Streit und angeblichen Verspottungen durch seine Frau holte der Mann ein 27 Zentimeter langes Messer aus der Küche und stach im Schlafzimmer auf seine Frau ein. Das Opfer starb noch an Ort und Stelle.
Die Staatsanwaltschaft war beim Prozessauftakt am Dienstag beim Vorwurf des Mordes geblieben. Der Angeklagte habe sich nicht damit abfinden wollen, dass sich seine Frau scheiden lassen wollte, und er habe sie deshalb vorsätzlich getötet, erklärte Staatsanwalt Heinz Rusch. Verteidiger Franz Josef Giesinger plädierte hingegen auf Totschlag. Er führte die jahrelange Ehekrise mit den damit einhergehenden Demütigungen an. Die Tat sei im Affekt passiert. Laut Gerichtspsychiater Reinhard Haller hat der 48-Jährige aufgrund seines Stotterns ein tiefes Minderwertigkeitsgefühl entwickelt. Die Vielzahl an Kränkungen habe letztlich zum Ausrasten des 48-Jährigen geführt. Er sei „grundsätzlich kein gefährlicher Mensch“.
Bei dem Prozess am Landesgericht Feldkirch handelt es sich um die Neuauflage eines Verfahrens aus dem Oktober 2017. Damals war der Angeklagte schuldig gesprochen und zu einer Haftstrafe von 18 Jahren verurteilt worden. Wegen eines Formfehlers hatte jedoch der Oberste Gerichtshof (OGH) der Nichtigkeitsbeschwerde von Verteidiger Giesinger stattgegeben. Deshalb wird die Causa seit Dienstag von einem neu zusammengesetzten Schwurgericht noch einmal verhandelt.
Am Donnerstagnachmittag stand die Befragung von drei der vier Kinder des Ehepaars - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - auf dem Programm. Mit einem Urteilsspruch war am Donnerstag nicht zu rechnen, der Prozess wird morgen, Freitag, zu einem Ende kommen.