Ältere Menschen reagieren auf Impfung viel schwächer

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~ --------------------------------------------------------------------- KORREKTUR-HINWEIS In APA108 vom 06.07.2018 muss es im letzten Satz des zweiten Absatzes richtig heißen: „Ursula Wiedermann“ (nicht: Wienermann) --------------------------------------------------------------------- ~ Wien (APA) - Seit langem gibt es Hinweise auf ein Abnehmen der Immunabwehr mit zunehmendem Alter. Mit in einer klinischen Studie an über 60-Jährigen und unter 30-Jährigen Probanden haben Wissenschafter der MedUni Wien jetzt genau analysiert, worin eine schwächere Immunantwort auf Impfungen bei Betagten im Detail besteht.

„Die Alterung des Immunsystems ist besonders durch eine verringerte Antwort bestimmter Immunzellen, vor allem der B- und der T-Zellen, charakterisiert. Wir haben die einzelnen dahinter stehenden Mechanismen an einer Gruppe von 30 Probanden im medianen Alter von 24 Jahren und weiteren 30 Personen im medianen Alter von 69 Jahren untersucht. Geimpft wurden beide Gruppen mit einer zugelassenen Vakzine zum Schutz gegen das Japan Encephalitis Virus (JEV, Anm.)“, sagte Ursula Wiedermann, Leiterin des Instituts für Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien.

Die JEV-Impfung ist eine Reiseimpfung. Die Japan-Enzephalitis ähnelt der FSME, zeigt aber häufig schwere Verlaufsformen und kann auch tödlich sein. In einem Land wie in Österreich ist de facto niemand bereits mit dem Virus und seinen Antigenen in Kontakt gekommen. Daher eignet sich die Vakzine besonders für Studien, in denen man die Reaktion des Immunsystems auf ein neues Antigen messen will.

Auf die Impfung im Rahmen der Studie folgten genaue Untersuchungen über die immunologischen Veränderungen bei den Probanden. „Die durch die Vakzine hervorgerufene Produktion von Antikörpern gegen das Japan Encephalitis Virus war bei den älteren signifikant geringer. 47 Prozent hatten nach der Gabe von zwei Impfstoffdosen nur eine geringe immunologische Reaktion oder keine schützende Immunantwort“, erklärte die Vakzinologin gegenüber der APA. In der Gruppe der jüngeren Probanden hatten nur 13 Prozent eine schwache oder keine schützende Immunantwort.

Insgesamt zeigten die älteren Probanden auch eine geringere Produktion von Immunbotenstoffen (Zytokinen), welche eine Abwehrreaktion aufbauen helfen. Das betraf vor allem Interferon Gamma, welches einen Schutz vor Infektionen ankurbelt. Schließlich zeigten sich auch deutliche Unterschiede bei den verschiedenen Immunzellen selbst. „Die älteren Probanden hatten weniger ‚naive‘ B-Zellen, die noch nicht mit einem Antigen in Kontakt gekommen waren und somit für die Bildung von schützenden Antikörpern infrage kamen“, sagte die Expertin.

Das dürfte eine Folge der sich über Jahrzehnte des Lebens anhäufenden Antigen-Exposition dieser Immunzellen sein, welche einfach den Pool an reaktionsfähigen Abwehrzellen ausschöpft. Auch ein Zusammenhang mit dem mit fortschreitendem Alter immer höheren Anteil einer chronischen Infektion mit Cytomegalieviren (CMV) dürfte bestehen. Bei den T-Zellen wiederum waren in der älteren Probandengruppe die sogenannten regulatorischen T-Zellen, also solche, welche Immunreaktionen eher bremsen, stärker vertreten. Außerdem zeigen die „Senioren“ weniger zytotoxische CD8-Zellen.

Die Konsequenzen der Forschungsresultate, die jetzt in „Scientific Reports“ erschienen sind, könnten ziemlich umfangreich sein und die Impfstrategien bei älteren Menschen in der Zukunft beeinflussen. „Erstens könnte man danach trachten, Erstimpfungen (Immunisierungen gegen Krankheiten, gegen die eine Person noch nicht geschützt ist; Anm.) möglichst vor dem Alter von 60 Jahren zu verabreichen, weil dann die Stärke der Immunabwehr durch den Rückgang der aktivierbaren Immunzellen abnimmt. Zweitens könnte man zusätzliche Booster-Impfungen geben. Diesen Effekt werden wir in einer weiteren Untersuchung studieren. Und drittens könnte man spezielle Vakzine für ältere Menschen mit Adjuvantien (Zusatzstoffe zur Verstärkung der Immunantwort; Anm.) entwickeln, welche besonders die zelluläre Immunantwort stärken, die bei diesen Personen nach Impfungen schwächer ist“, betonte die Expertin.