„Guitar Driver“: Biodoku begleitet Gitarrenfreigeist Karl Ritter

Wien (APA) - Karl Ritter bezeichnet sich als „Improvisateur“, dem das Korsett des Bluesrock - dessen heimische Erscheinungsform er u.a. als ...

Wien (APA) - Karl Ritter bezeichnet sich als „Improvisateur“, dem das Korsett des Bluesrock - dessen heimische Erscheinungsform er u.a. als Mitglied von Kurt Ostbahns Chefpartie mitprägte - zu eng ist. Walter Größbauer hat den „Extremgitarristen“ nun rund ein Jahr lang auf seinen verschlungenen Wegen zwischen Blues, Jazz und Soundtüftelei begleitet. „Guitar Driver“ ist ab Freitag im Kino zu sehen.

Mit musikalischen Konventionen hat der 1959 in Stockerau geborene Gitarrist relativ wenig am Hut. Das wird schon in den ersten Augenblicken von Größbauers dokumentarischer Nahaufnahme klar. So konnte Ritter bereits als junger Mann mit der Notenschrift oder dem vom Vater verordneten Geigenspiel eher wenig anfangen. Dafür zog ihn der Charme einer Westerngitarre in jungen Jahren umso nachhaltiger in seinen Bann, erzählt der nachdenklich wirkende Musiker, der sich bei weitem nicht nur musikalisch auszudrücken vermag.

Seinen von Lehrern oder Mitschülern oft kritisch beäugten Traum vom Profimusikertum konnte er sich letztendlich erfüllen, auch weil ihn Willi Resetarits - vulgo „Kurt Ostbahn“ - nach einigen Kooperationen in seine langjährige Band, die legendäre Chefpartie, holte. Unter dem Pseudonym Leopold Karasek war Ritter dort über viele erfolgreiche Jahre hinweg mit an Bord und später auch Teil der Nachfolgebegleitband Die Kombo. Das habe ihm und seiner Familie ein Auskommen beschert und ihn sogar ein wenig zum „Rockstar“ gemacht, so der selbstreflektierte Gitarrist im Film.

Größbauer jedoch hält just diese Karriereepisode, die den Musiker der breiteren Öffentlichkeit bekannt machte, im Film lange hintan. Das ist umso verständlicher, als Ritter das mitunter „enge Korsett“ des Bluesrock eindeutig und auf erstaunlich vielfältige Weise sprengt. Er zähle eben nicht zu jenen Leuten, „die 30 Jahre lang denselben Blues spielen“, sagt Ritter.

Von elektrifiziertem und akustischem Rock bis Jazz, über Klangversuchsaufbauten und - installationen, „Soundritualen“ in Kirchen bis zur Experimental- und Weltmusik mit starkem Afrikafokus oder Kreuzungen von Lyrik und Theater mit Musik reichen die schier unzähligen Projekte und Kollaborationen Ritters. Die Kamera begleitet ihn auf eine Reihe von Auftritten, denen kaum mehr als ihre Unterschiedlichkeit gemeinsam ist - manche präsentieren sich zugänglich, andere doch deutlich entrückter.

Besonders eindringlich wirkt Ritters Musik in Verbindung mit den sorgsam komponierten Bewegtbildern von Landschaften oder aus der unmittelbaren Lebenswelt des Gitarristen. Klanglich hat die Produktion einiges zu bieten. Über das musikalische Schaffen hinaus gewährt die Doku tiefe Einblicke ins Private, so vor allem in das Zusammenleben mit seiner Frau, der Künstlerin Hermine Ritter.

(S E R V I C E - www.fortuna-media.com)