Strafzölle - IHS-Chef sieht erste größere Eskalation in Handelsstreit

Wien/Washington/Peking (APA) - Seit heute gelten auf chinesische Produkte im Volumen von 34 Mrd. Dollar höhere Abgaben für die Einfuhr in di...

Wien/Washington/Peking (APA) - Seit heute gelten auf chinesische Produkte im Volumen von 34 Mrd. Dollar höhere Abgaben für die Einfuhr in die USA. Der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Martin Kocher, ortet „in diesem Schritt eine erste größere Eskalation“ im Handelskrieg zwischen den beiden Großmächten. Die chinesische Reaktion bleibe noch abzuwarten, werde die Situation aber wohl nicht einfacher machen, so Kocher.

China habe einige Möglichkeiten, wie es über die verhängten Gegenzölle hinaus reagieren könnte, gab der Experte im Gespräch mit der APA zu bedenken. „China ist der größte Gläubiger der USA, hält viele US-Staatsanleihen“, sagte Kocher. „Es gibt viele Eskalationsmöglichkeiten auf politischer Ebene zwischen diesen beiden Ländern.“ Der Konflikt könnte sich immer weiter aufschaukeln. Schlussendlich müssten sich die Staaten aber doch zusammensetzen, um Lösungen zu finden. Es sei aber „beidseitig nicht klar, ob die Spieler rational vorgehen“.

Die kurzfristigen Auswirkungen auf Europa und Österreich könnten leicht positiv ausfallen, sagte Kocher. „Wenn der Konflikt nur zwischen den USA und China ist, dürfte es ganz kleine messbare positive Effekte auf Europas Volkswirtschaften geben. Es könnte einen größeren Anreiz für Washington und Peking geben, Produkte aus Europa zu kaufen.“ In den meisten Berechnungen überwiegen positive Effekte die negativen, wie beispielsweise, dass China versuchen könnte noch mehr Produkte in Europa abzusetzen.

Grundsätzlich hielt der IHS-Chef fest, dass die Geschichte gezeigt habe, dass Handelskriege immer negative Effekte für alle brächten. „Niemand profitiert von so etwas“, sagte Kocher. Letztlich führten alle Maßnahmen dazu, dass Produkte teurer würden. Bezahlt werde dies am Ende vom Konsumenten: „Und das geht auf Kosten des Wachstums.“

Zum Handelsstreit zwischen den USA und der EU sagte der Fachmann, dass US-Zölle auf Autos auf Europa gesamtwirtschaftlich „messbar“ würden. Man müsse sich nicht die ganz großen Sorgen machen, aber das Wirtschaftswachstum in Österreich könnte durch solche Zölle um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte geringer ausfallen. Der Effekt könne sich vergrößern, wenn etwa die Konsumentenstimmung knicke, sich das direkte Investitionsverhalten wegen Unsicherheiten verändere oder WTO-Regeln gar nicht mehr eingehalten würden. Dann würde das heimische BIP „um ein paar Zehntelprozentpunkte“ weniger waschen. „Es ist eine nicht ganz ungefährliche Situation“, konstatierte Kocher.

Eskalationsszenarien seien Maßnahmen rund um geistiges Eigentum, eine Veränderung von Direktinvestitionen, Dienstleistungshandel, die Besteuerung von Internetkonzernen - Stichwort digitale Betriebsstätte. Dazu kämen „eine Reihe weiterer Möglichkeiten, der anderen Seite wehzutun“. „Wenn sich das hochschaukelt, kann es für alle unangenehm werden.“

( 0729-18, Format noch offen)