Buben in thailändischer Höhle - „Psychische Katastrophe“
Wien (APA) - Auch wenn die in einer Höhle in Thailand eingeschlossenen Buben stabil wirken, kann die psychische Verfassung der Jugendlichen ...
Wien (APA) - Auch wenn die in einer Höhle in Thailand eingeschlossenen Buben stabil wirken, kann die psychische Verfassung der Jugendlichen schnell wieder kippen. „Sie kann schnell wieder in Resignation umschlagen“, sagte Edwin Benko, Leiter des Kriseninterventionsteam (KIT) des Landes Steiermark, der APA. Auch der Höhlenretter Martin Groß sprach von einer „psychischen Katastrophe“.
Was die Buben in den neun Tagen bis zu ihrer Entdeckung durchgemacht haben, ist kaum nachvollziehbar. In einer Höhle verliert man binnen weniger Stunden Zeitgefühl und Orientierungssinn. „Die Stimmung schwankt zwischen vollkommener Resignation, Angst und Verzweiflung und der Hoffnung, doch noch gerettet zu werden“, erklärte Benko. Hinzu kommt, dass den Jugendlichen das besonders in Ausnahmesituationen extrem wichtige soziale Netz - also Eltern, Geschwister und enge Freunde - fehlt.
Bei manchen Personen reagiert die Psyche mit einer absoluten Notfallmaßnahme - von der auch Opfer von Gewaltverbrechen berichten: Die Psyche löst sich von der Situation. „Der Betroffene hat dann das Gefühl nicht mehr er selbst, sondern sich selbst wie in einem Film zu sehen“, sagte Benko.
Die schlimme Phase der vollkommenen Isolation haben die Buben zwar jetzt hinter sich, dennoch bleibt die psychische Belastung enorm. Und je länger die Rettung andauert, umso schlimmer wird es. „Manche klammern sich wie an einen Strohhalm daran, dass sie jetzt gerettet werden, aber es kann wieder in Resignation umschlagen“, meinte der KIT-Leiter.
Auch der deutsche Höhlenretter Martin Groß sprach gegenüber der APA von einer „psychischen Katastrophe“, falls sich die Rettung noch über eine lange Zeitspanne hinziehen sollte. Zumindest ein Vorteil ist, dass die Temperaturen der Höhlen in Thailand nicht lebensbedrohlich sind. In Österreich oder Deutschland sind Höhlen etwa so kalt, dass Eingeschlossene schnell unterkühlen - was bis zum Tod führen kann.
An eine allzu schnelle Rettung glaubte Groß aber nicht. Besonders die geplante Variante, dass die Jugendlichen in Begleitung von Rettungstauchern aus dem überfluteten Teil der Höhle heraustauchen sollen, hält Groß kaum für durchführbar. „Den Berichten zufolge können sie nicht einmal schwimmen. Vom Nichtschwimmer zum Höhlentaucher in nur wenigen Tagen, das ist nicht möglich“, sagte der Höhlenretter. Vielmehr glaubte der Experte, dass sich die Retter durch eine Bohrung von oben Zugang zu den Jugendlichen verschaffen.