Medizin

„The Lancet“ zog nach tödlichen Experimenten Artikel zurück

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Eine Fachzeitschrift hat einen Artikel des italienischen Chirurgen Macchiarini wegen wissenschaftlicher Mängel und ethischer Bedenken zurückgezogen.

Paris – Die medizinische Fachzeitschrift The Lancet hat zwei Artikel des in Ungnade gefallenen italienischen Chirurgen Paolo Macchiarini zurückgezogen. Das Magazin verwies am Freitag zur Begründung auf wissenschaftliche Mängel und ethische Bedenken. Macchiarini wird beschuldigt, gefährliche experimentelle Verfahren zur Luftröhren-Transplantation an nicht schwerkranken Patienten unternommen zu haben.

Die Rücknahme eines wissenschaftlichen Artikels ist ein ungewöhnlicher Schritt für The Lancet. Die renommierte Fachzeitschrift veröffentlicht Studien erst nach gründlicher Prüfung der Ergebnisse durch Experten des gleichen Fachbereichs. Den Schritt unternahm sie nach eigenen Angaben auf Anfrage des schwedischen Karolinska Instituts, bei dem Macchiarini früher gearbeitet hatte.

In den Artikeln, die 2011 und 2012 erschienen, habe Macchiarini seine Forschungsergebnisse zu positiv dargestellt und sie nicht kritisch hinterfragt, schrieb der Präsident des Karolinska Instituts, Ole Petter Ottersen, in einer von The Lancet veröffentlichten Stellungnahme. Zudem habe es ihm an einer „ethischen Erlaubnis“ gemangelt.

Als der Chirurg zwischen 2011 und 2014 die umstrittenen Experimente unternahm, war er an dem schwedischen Forschungsinstitut tätig. Er war entlassen worden, als Zweifel an seiner Methode aufkamen. Das Institut ist bekannt für die Vergabe des Nobelpreises für Medizin.

Bei dem getesteten Verfahren wird das Gerüst einer künstlichen Luftröhre mit Stammzellen beschichtet. So soll sich ein künstliches Organ entwickelt, das vom Immunsystem des Patienten nicht abgestoßen wird. Macchiarini und seine Kollegen transplantierten acht dieser Luftröhren. Sieben der Patienten starben, Zustand und Aufenthaltsort des achten sind nicht bekannt.

Das Verfahren wurde zunächst als Durchbruch der regenerativen Medizin gepriesen. Doch schon bald stellte sich heraus, dass das riskante Verfahren an mindestens einem Menschen ausgeführt worden war, der damals nicht schwer krank war. (APA/AFP)

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