BBT 2 - Bergmeister: Gesamtstrecke 2040 fertig, keine EU-Kürzungen

Innsbruck (APA) - Die Gesamtstrecke München-Verona wird laut BBT-Vorstand Konrad Bergmeister im Jahr 2040 fertiggestellt sein. Diesen Zeitho...

Innsbruck (APA) - Die Gesamtstrecke München-Verona wird laut BBT-Vorstand Konrad Bergmeister im Jahr 2040 fertiggestellt sein. Diesen Zeithorizont halte er für „realistisch“, sagte Bergmeister im APA-Interview. Für die nächste EU-Finanzierungsperiode ab 2020 erwartete der Vorstand keine Kürzungen von vornherein, aber Fortschritte bei den Zulaufstrecken als EU-Bedingung.

„Ich bin davon überzeugt, dass es für uns wesentlich schwieriger wird, wieder die höchste Finanzierung zu erhalten, wenn es nicht Fortschritte bei den Zulaufstrecken gibt“, machte Bergmeister klar. Europa werde mehr Bedacht darauf legen, dass die Zulaufstrecken zügig gebaut werden, denn ansonsten werde es keine funktionales TEN-Netz geben. Es bestünden mündliche Zusagen, dass der Brennerbasistunnel auch nach 2020 ein prioritäres Projekt bleibe, aber: „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen“. Er vermute, dass im Ausschreibungswettbewerb für die nächste Periode folgende Elemente enthalten sein werden, so Bergmeister: Eine Co-Finanzierung der EU für die Zulaufstrecken sowie erhöhte Zusatz-Finanzierungen Europas in der Größenordnung von bis zu 30 Prozent. Gleichzeitig wird die EU aber laut Bergmeister bei Nicht-Erledigung der Hausaufgaben bzw. bei Säumigkeit bei den Zulaufstrecken klarmachen: „Dann ist das Geld weg“.

Die Lagen bei den Zulaufstrecken sah Bergmeister weniger trostlos als der Europäische Rechnungshof in seinem Bericht. Bei der nördlichen Zulaufstrecke gehe es „langsam, aber doch voran“ - nicht zuletzt da die „Baurealität“ beim Basistunnel immer mehr auch in Deutschland gesehen werde und so der Druck steige. Schneller als die Gesamtstrecke wird laut Bergmeister jedenfalls die „wichtigste Zulaufstrecke“ des Brennerbasistunnels, jene von Franzensfeste nach Waidbruck in Südtirol finalisiert sein - nämlich zeitgleich mit dem Brennerbasistunnel im Jahr 2027 oder 2028. „Italien hat die volle Finanzierung für die erste Zulaufstrecke im Jahr 2017 genehmigt. Und das Projekt befindet sich bereits in der Endphase der UVP-Genehmigung“, zeigte sich der BBT-Chef zuversichtlich. Mit dem 64 Kilometer langen Brennerbasistunnel plus den 21 Kilometern von Franzensfeste bis Waidbruck sowie den 42 Kilometern Unterinntaltrasse werde man spätestens 2028 „über 120 Kilometer an Verbindung“ aufweisen.

Dies sei entscheidend für die Realisierung der Gesamtstrecke, denn dann werde der BBT bereits eine „erste Teilwirkung“ entfalten und eine erste Verlagerung von der Straße auf die Schiene stattfinden, so Bergmeister. Zudem würden funktionierende Terminals unabdingbar - sowohl im Süden in Verona und Trient, als auch in München. Sollte vor allem letzterer in der bayerischen Landeshauptstadt in Betrieb sein und die Güterzüge aufgrund der mangelnden Zulaufstrecke noch ein „Nadelöhr vorfinden“, werde ein solch starker „Druck von unten“ entstehen, dass es auch mit den Zulaufstrecke zügiger vorangehen werde, sah der BBT-Vorstand offenbar einen positiven Dominoeffekt.

Als die einzige Möglichkeit für die Lösung der Transitproblematik betrachtete Bergmeister den Brennerbasistunnel nicht, aber: „Er ist eine wichtige Voraussetzung für die Lösung der Transit- und Mobilitätsproblematik“. Es brauche überdies die Entwicklung der Logistikketten - dazu würden funktionstüchtige Terminals und eine funktionstüchtige Bahn gehören. „Und es braucht eine Politik der Ehrlichkeit, der externen Kosten“, verlangte Bergmeister. Auf allen Bahntrassen sei Maut zu bezahlen, aber auf den Autobahnen nicht, sagte der BBT-Vorstand und prangerte die „Ungerechtigkeit der Mauteinnahmen“ an. Es brauche ein homogenes Tarifsystem, also ein Gleichgewicht zwischen Straße und Schiene. Eine solche „Art Korridormaut“ sei nicht nur auf der Strecke München-Verona, sondern auch auf dem zweiten Nord-Süd-Korridor von Deutschland über die Schweiz nach Italien dringend notwendig. Wenn der „Dreiklang“ aus Zulaufstrecken, funktionaler Bahninfrastruktur und Tarif-Gleichgewicht zwischen Straße und Schiene gegeben sei, werde sich der Brennerbasistunnel jedenfalls auch wirtschaftlich rechnen, war sich Bergmeister sicher.