Fußball-WM: Franzosen heiß auf Nachbarschafts-Duell mit Belgien
Istra (APA/AFP/dpa) - Von einer möglichen giftigen Rivalität zweier eher ungleicher Nachbarn ist bei den Franzosen vor dem Duell gegen Belgi...
Istra (APA/AFP/dpa) - Von einer möglichen giftigen Rivalität zweier eher ungleicher Nachbarn ist bei den Franzosen vor dem Duell gegen Belgien nichts zu spüren. Voller Vorfreude gehen „Les Bleus“ am Dienstag (20.00 Uhr MESZ/live ORF eins) in St. Petersburg in die Halbfinal-Begegnung bei der Weltmeisterschaft in Russland.
Die fußballerischen Beziehungen beider Länder sind eng. Co-Trainer bei den Belgiern ist ausgerechnet Frankreichs Rekordtorschütze Thierry Henry. Frankreichs aktueller Manndecker Raphael Varane erzählte jüngst, wie er einst als kleiner Bub in Belgien bei Turnieren kickte. Bisher trafen die Teams beider Länder schon 73 Mal aufeinander.
Vor 20 Jahren hielt Didier Deschamps als Kapitän die WM-Trophäe in den Himmel über Paris, am kommenden Sonntag könnte er als Dritter nach Franz Beckenbauer und dem Brasilianer Mario Zagallo das Kunststück fertig bringen, als Spieler und Trainer Weltmeister zu sein. Erstmals will die „Equipe Tricolore“ den Weltmeisterschaftstitel außerhalb des eigenen Landes holen. „Das Schwerste kommt jetzt erst noch“, meint Offensiv-Blitz Kylian Mbappe. „Noch haben wir nichts erreicht“, pflichtete Paul Pogba bei. „Unser Ziel ist nicht das Halbfinale.“
Die Leistungskurve bei den Franzosen war zuletzt im Steigen begriffen. In der Gruppenphase spielte der Vize-Europameister nicht auf seinem Top-Level, gegen die unaufgeräumten und unorganisierten Argentinier ließen sie drei Gegentore zu, der Auftritt gegen Uruguay ohne Superstar Edinson Cavani deutete aber das Potenzial der jungen französischen Mannschaft, die am Anfang einer großen Ära stehen könnte, deutlich an.
Für das Grande Finale erhoffen sich „Les Bleus“ im Gegensatz zur Heim-Euro vor zwei Jahren ein Happy End. „Der letzte Sprint sollte besser als der bei der EM werden“, meinte Mittelstürmer Olivier Giroud. „Wir haben nicht den Druck wie bei der Heim-EM als Gastgeber“, sagte der 31-Jährige. Die Mannschaft habe aber seitdem an Erfahrung dazugewonnen.
In seinem Teamkollegen Mbappe und Belgien-Edelzangler Eden Hazard, mit dem er gemeinsam bei Chelsea spielt, sieht Giroud zwei Genies. „Kylian liegt in Sachen Geschwindigkeit vorne. Außerdem spielt er aggressiver als Eden“, betonte der Offensivmann am Sonntag auf einer Pressekonferenz. Der Belgien-Kapitän gehöre für ihn aber zu den drei besten Spielern, mit denen er bisher zusammengespielt habe. „Und auch Kylian zählt vermutlich dazu.“
Als prominenter Daumendrücker wird Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dem Match in St. Petersburg beiwohnen. Der Spitzenpolitiker hatte die Mannschaft mit einem klaren Auftrag nach Russland entlassen: „Ein Wettkampf ist dann gelungen, wenn er gewonnen wird. Bringt uns zum Träumen.“ Die Spieler sehen darin einen zusätzlichen Ansporn. „Das gibt natürlich noch einmal Extra-Motivation“, sagte Varane. Von einer Favoritenrolle für die Franzosen will der 25-Jährige aber nichts wissen: „Ich denke, es gibt keinen Favoriten.“