Formel 1: WM-Führung ausgebaut - Vettel schlug in Hamiltons Heimat zu

Silverstone (APA) - Sebastian Vettel hat die Siegesserie seines WM-Rivalen Lewis Hamilton bei dessen Heimrennen in Silverstone beendet. Auch...

Silverstone (APA) - Sebastian Vettel hat die Siegesserie seines WM-Rivalen Lewis Hamilton bei dessen Heimrennen in Silverstone beendet. Auch dank Schützenhilfe seines Ferrari-Teamkollegen Kimi Räikkönen, der Hamilton in der ersten Runde ungewollt in eine Kollision verwickelt hatte, feierte der Deutsche am Sonntag im Formel-1-Grand-Prix von Großbritannien seinen vierten Saisonsieg und baute seine WM-Führung aus.

Hamilton, der in Silverstone zuletzt viermal in Serie triumphiert hatte, musste vor mehr als 100.000 Fans in der Heimat Schadensbegrenzung betreiben. Und er tat es mit Bravour. Hamilton fuhr vom hinteren Drittel des Feldes noch auf Platz zwei. In der WM fehlen ihm nach zehn von 21 Saisonrennen acht Zähler auf Vettel. Sein Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas wurde hinter Räikkönen Vierter. Für Red Bull blieb nur Platz fünf durch Daniel Ricciardo.

Vettel triumphierte erst zum zweiten Mal nach 2009 in Silverstone. Damals hatte der Deutsche noch nicht einmal den ersten seiner bisher vier WM-Titel eingefahren. „Ich bin sehr glücklich, das ist super gelaufen“, sagte Vettel, der am Vortag im Qualifying noch über Nackenschmerzen geklagt hatte. Ein Tapeverband schaffte Abhilfe. „In der Nacht waren einige Schmerzen da, aber ich habe mich gut gefühlt. Mit dem ganzen Adrenalin ist das alles vergessen.“

Mit dem 51. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere schloss Vettel als Nummer drei der ewigen Bestenliste zu Alain Prost auf. Hamilton hält als Zweiter hinter Rekordmann Michael Schumacher (91) bei 65. Nummer 66 war vorerst außer Reichweite, weil ihn Räikkönen touchierte. Hamilton war unmittelbar nach dem Grand Prix bemüht, seinen Ärger zu verbergen. „Das ist das großartigste Rennen des Jahres“, sagte der Brite. „Wir haben hart gekämpft und ich habe nicht aufgegeben.“

Hamilton hatte eigentlich nach der WM-Führung gegriffen. Der 33-Jährige war zum vierten Mal in Folge in Silverstone aus der Pole Position gestartet, kam aber schlecht weg. Er musste den am Start bemerkenswert starken Ferrari von Vettel und auch Bottas passieren lassen. Die Folge: Räikkönen verbremste sich in Kurve drei, berührte den Weltmeister rechts hinten und dieser drehte sich von der Strecke.

„Das war mein Fehler, daher habe ich es verdient“, sagte Räikkönen über seine folgende Zehn-Sekunden-Strafe. Ob das für die Buhrufe bei der Siegerehrung auch galt, sei dahingestellt. Hamilton reihte sich nach seinem Dreher in der ersten Runde weit hinten wieder ein, startete aber eine Aufholjagd. Nach elf Runden lag der Lokalmatador bereits wieder auf Rang sechs.

In die Karten spielten Hamilton zwei aufeinanderfolgende Safety-Car-Phasen in der zweiten Rennhälfte - die erste nach einem Abflug von Sauber-Pilot Marcus Ericsson, die zweite nach einem Unfall von Carlos Sainz jr. und Romain Grosjean. Weil Max Verstappen im Red Bull und Räikkönen neue Reifen aufzogen, war der Engländer Dritter. Weil Bottas‘ alte Reifen im Finish nach einem Duell mit Vettel nachließen, gab es sogar Platz zwei.

Bottas hatte nach einem von Vettel wegen des Safety-Cars eingelegten Sicherheitsstopp die Führung geerbt. Es entwickelte sich ein packender Kampf um den Sieg, den letztlich der Deutsche mit frischeren Reifen für sich entschied. Fünf Runden vor Schluss gelang ihm das entscheidende Manöver. Die Reifen von Bottas gingen „über den Jordan“, wie es Mercedes-Teamchef Toto Wolff formulierte. Der Finne musste sogar Rang vier noch gegen Ricciardo verteidigen.

Wolff erzürnte aber der Vorfall in der ersten Runde. Erst vor zwei Wochen in Le Castellet hatte Vettel Bottas ebendort von der Strecke befördert. „Wenn innerhalb von drei Rennen einmal der Sebastian den Valtteri und dann der Kimi den Lewis in der ersten Runde raustut, dann hört es sich für mich auf mit lustig“, sagte der Wiener im ORF-Interview. „Da müssen wir überlegen, wie wir das machen.“

Erstmals seit Mark Webber 2012 im Red Bull gewann in Silverstone kein Mercedes. In der Konstrukteurs-WM liegen die Silberpfeile nach einem technisch bedingten Doppelausfall vergangene Woche in Spielberg bereits 20 Punkte hinter Ferrari. Bei Red Bull sind es 88 Zähler.

Spielberg-Sieger Verstappen drehte sich in Silverstone im Finish von der Strecke. Kurz danach musste der Niederländer seinen Boliden mit einem technischen Gebrechen abstellen. Red-Bull-Teamchef Christian Horner vermutete einen Kupplungsschaden. In den Kampf um die Podestplätze konnten die Bullen auf dem Power-Kurs ohnehin nicht ernsthaft eingreifen. „Ein paar PS mehr wären gut“, sagte Ricciardo.

Auch im nächsten Rennen in zwei Wochen in Hockenheim wird Red Bull den Nachteil auf der Geraden noch stark zu spüren bekommen. Größer ist die Chance eine Woche darauf in Ungarn. Dort geht am 29. Juli der letzte Grand Prix vor der Sommerpause über die Bühne.