Zeitlose Zukunftsmusik: Kraftwerk gaben Pixelparty im Römersteinbruch
St. Margarethen (APA) - Jede Zukunftsmusik verklingt einmal. Im Fall der Elektronik-Pioniere Kraftwerk brauchte es dazu schon einen kräftige...
St. Margarethen (APA) - Jede Zukunftsmusik verklingt einmal. Im Fall der Elektronik-Pioniere Kraftwerk brauchte es dazu schon einen kräftigen Wolkenbruch, um die Pixelparty im Römersteinbruch in St. Margarethen Sonntagabend zu beenden. Mit ihrer 3D-Show bewiesen die Düsseldorfer, dass ihre schon in den 70ern behandelten Themen wie digitale Überwachung, nukleare Bedrohung und Schönheitswahn zeitloser denn je sind.
Wer Kraftwerk als Wegbereiter elektronischer Tanzmusik bezeichnet, hat noch nie getanzt. Trotz zahlreicher Hits, oft mutiert in Werbejingles und Hip-Hop-Samples, liefern sie eigentlich schwere Kost. Dass die Deutschen in ihrem tourenden Elektronik-Zirkus das Publikum auch noch mit 3D-Brillen ausstatten, potenziert die Reizüberflutung: Vektorgrafiken, die in ihrer Präzision ins Auge stechen, wechseln mit historischen Aufnahmen von Models und der Tour de France ab.
Anachronistisch sind die Archivbilder und teils analogen Sounds aber lange nicht - und ebenso wenig an den Stil gebunden. Die Botschaften, die durch den Römersteinbruch wummern, könnten ebenso einer Hippie-Kommune entstammen: Die „Mensch-Maschine“ und „Computerliebe“ sind schon jetzt Realität, in „Radioaktivität“ fügt sich nahtlos Fukushima an Tschernobyl. Und das „Model“ ist mittlerweile auch noch Photoshop-optimiert.
Die wenigen, zumeist mit Vocoder akustisch verfremdeten Textzeilen, reichten dabei aus, um die hypnotisierenden Botschaften ins teils ohnehin schon berauschte Publikum zu pflanzen und romantisches Unbehagen zu provozieren. Unnötige Worte verloren die in „Tron“-Ästhetik uniformierten Herren - darunter die Gründungsmitglieder Ralf Hütter und Florian Schneider - abseits der Musik wie gewohnt keine. An ihre Konsolen aneinandergereiht gaben sie die Klang-Schwerarbeiter.
Am Ende des Sets entleerte sich dann doch noch die Begeisterung des während der Show durch Reizüberflutung gelähmten Publikums. Noch hielten die „Roboter“ den ersten Regentropfen stand, bevor es stilgerecht zur Rückreise auf die „Autobahn“ ging, die ja mittlerweile selbst aus dem Burgenland stammende Minister fasziniert.
(S E R V I C E - www.kraftwerk.com)