Salzburger Rupertinum lädt zur Entdeckung von Anna Boghiguian
Salzburg (APA) - Sabine Breitwieser, scheidende Direktorin des Museums der Moderne in Salzburg, macht den Besuchern ein Abschiedsgeschenk: S...
Salzburg (APA) - Sabine Breitwieser, scheidende Direktorin des Museums der Moderne in Salzburg, macht den Besuchern ein Abschiedsgeschenk: Sie lädt im Rupertinum zur Entdeckung des Universums der ägyptisch-kanadischen Künstlerin Anna Boghiguian ein. Es ist die erste institutionelle Werkschau der 72-Jährigen im deutschsprachigen Raum.
Als Breitwieser am Mittwoch den Medien die Künstlerin und ihr Werk vorstellt, hat Boghiguian mehr Aufmerksamkeit für die Nachrichten am Smartphone als für die ihr geltenden lobenden Worte. Eitelkeit scheint ihr fremd zu sein. „Sie lebt und agiert wie ein Teenager“, meinte die Museumsdirektorin. Es sei gar nicht einfach gewesen, der nomadisch lebenden Künstlerin habhaft zu werden. Die spät entdeckte Malerin mit armenischen Wurzeln hat Ausstellungen in aller Welt. Viele ihrer Arbeiten sind aber durch ihr nomadisches Leben verloren gegangen, sagte Breitwieser: „Sie ist eine Reisende.“
Wenn Boghiguian über ihre Arbeiten spricht, dann blitzen ihre Augen. Für das Atrium des Salzburger Rupertinums hat sie die Installation „Trade + Birds“ geschaffen. Sie hat dafür ein riesiges, handgewebtes und handgenähtes Segel mit Texten, Übermalungen, Zeichnungen und Stoffen bearbeitet. „Ich habe es bei einem Segler in Kairo gekauft“, erzählte die Künstlerin: „Es soll über 100 Jahre alt sein, aber das glaube ich nicht.“ Ihr gehe es in der Arbeit darum zu zeigen, wie Handel die wirtschaftliche und politische Situation beeinflusst. Dafür müsse man sich nur den aktuellen Handelsstreit zwischen den USA und China ansehen.
Geschichte, Wirtschaft und Politik spielen in den Werken der 72-Jährigen eine große Rolle. Das Rupertinum zeigt unter anderem die raumfüllende Installation „The Salt Traders“. Bemalte Segel, Schiffsteile, Salz, Muscheln, in den Rähmchen für Bienenwaben gefertigte Bilder und Collagen: Die Arbeit braucht einen ganzen Raum und erzeugt eine dichte, eindrucksvolle Atmosphäre. Die Arbeit ist 2015 anlässlich der Istanbul Biennale entstanden.
Die Installation „Spaziergang in das Unbewusste“ - eine 2016 für Nimes entstandene Prozession aus Papierschnitt-Figuren - hat so viele verschiedene Szenen, dass man mit dem Schauen gar nicht zusammenkommt. Die 1946 in Kairo geborene Künstlerin, die ursprünglich Politikwissenschaft studierte, schafft aber auch in kleinen Arbeiten intensive Eindrücke. Sie bearbeitet mit Stift, Farbe, Schere und Holz Bücher und schafft dadurch Objekte, die vielfältige Geschichten erzählen.
Und was sagt Boghiguian zu Donald Trump? Macht er ihr Angst, will eine Journalistin wissen. „Ich habe keine Angst. Ich bin 72 und habe keine Kinder und Enkelkinder, die auf dieser Welt weiterleben müssen.“ Trump müsse sich vor sich selbst fürchten.
(S E R V I C E - „Anna Boghiguian“ vom 26. Juli bis 11. November 2018, Museum der Moderne Salzburg, Rupertinum, Wiener-Philharmoniker-Gasse 9, 5020 Salzburg; www.museumdermoderne.at)