Dammbruch in Laos forderte mindestens 26 Menschenleben - 131 vermisst
Vientiane (APA/AFP) - Nach dem Dammbruch im südostasiatischen Laos wird das Ausmaß der Katastrophe nach und nach sichtbar. Bisher seien 26 T...
Vientiane (APA/AFP) - Nach dem Dammbruch im südostasiatischen Laos wird das Ausmaß der Katastrophe nach und nach sichtbar. Bisher seien 26 Todesopfer geborgen worden, sagte am Mittwoch ein thailändischer Konsularmitarbeiter am Unglücksort. Von den Überschwemmungen seien mehr als 6.000 Menschen aus acht Dörfern in der Nähe des Dammes betroffen.
Regierungschef Thongloun Sisoulith sprach in einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz von 131 Vermissten bei dem Unglück in der südöstlichen Provinz Attapeu. Es handle sich ausschließlich um laotische Staatsbürger. Am Vortag war bei der amtlichen Nachrichtenagentur KPL von „hunderten Vermissten“ die Rede gewesen. Chana Miencharoen vom thailändischen Konsulat sagte, bisher seien 26 Leichen geborgen und 17 Verletzte ins Krankenhaus gebracht worden.
Das Unglück hatte sich am Montag an einem Nebenfluss des Mekong unweit der Grenze zu Kambodscha ereignet. Der noch im Bau befindliche Staudamm war nach starken Regenfällen kollabiert und hatte die Umgebung mit fünf Milliarden Kubikmetern Wasser überflutet. Mehrere Häuser im Bezirk Sanamxay wurden zerstört. Das Nachbarland Thailand entsandte Rettungskräfte.
Nach Angaben eines Regierungssprechers entsandte auch Südkorea ein Rettungsteam. „Unsere Regierung muss sich unverzüglich aktiv an Hilfsmaßnahmen an Ort und Stelle beteiligen, da unsere Unternehmen im Bau des Damms involviert waren“, erklärte der südkoreanische Präsident Moon Jae In in Seoul.
Die abgelegene Region ist derzeit ausschließlich mit Hubschraubern und flachen Booten zu erreichen. Straßen wurden von den Wassermassen beschädigt oder komplett zerstört. Fernsehaufnahmen zeigten Menschen, die sich auf den Dächern ihrer Häuser vor den schlammigen Fluten in Sicherheit gebracht hatten. Der nach wie vor hohe Wasserstand erschwere die Rettungsarbeiten, erklärte Chana. Viele Überlebende warfen der Regierung vor, sie nicht schnell vor der nahenden Flut gewarnt zu haben.
Gut 750 der rund 6.000 obdachlos gewordenen Menschen fanden Unterschlupf in einem Lager in einer Nachbarprovinz. „Es ist schnell passiert, wir hatten kaum Zeit, um uns vorzubereiten“, sagte Joo Hinla, der aus einem der am schwersten getroffenen Dörfer stammt. „Alle Häuser in meinem Dorf stehen unter Wasser. Vier meiner Familienmitglieder werden vermisst.“
Die Hilfsorganisation Save the Children bezeichnete den Dammbruch als „schreckliche Tragödie“. „Viele Kinder werden noch vermisst und wir sind äußerst besorgt über ihr Wohlergehen“, erklärte der regionale Verantwortliche Vilasack Viraphanh.
Unterdessen kam der Verdacht auf, ob die Todesfälle durch rechtzeitiges Handeln nicht hätten vermieden werden können. Das südkoreanische Unternehmen SK Engineering & Construction, das an dem Wasserkraftprojekt beteiligt ist, erklärte am Mittwoch, es habe bereits 24 Stunden vor dem Dammbruch Schäden an der Konstruktion bemerkt. Der obere Teil eines Hilfsdammes sei weggespült gewesen. „Wir haben umgehend die Behörden alarmiert und mit der Evakuierung von Dorfbewohnern flussabwärts begonnen“, hieß es in einer Mitteilung.
Der Staudamm ist ein Projekt von Unternehmen aus dem In- und Ausland. Der Grundstein für das 1,2 Milliarden Dollar (1,03 Mrd. Euro) teure Wasserkraftwerk war 2013 gelegt worden. Das autoritär regierte und international weitgehend isolierte kommunistische Laos treibt den Ausbau von Wasserkraftwerken voran, um den Großteil der erzeugten Energie an Nachbarländer wie Thailand zu exportieren.