American Football: Österreich nimmt bei EM erstes Gold ins Visier

Wien/Vantaa (APA) - Die österreichische American-Football-Nationalmannschaft nimmt von Sonntag bis zum 4. August bei den kontinentalen Titel...

Wien/Vantaa (APA) - Die österreichische American-Football-Nationalmannschaft nimmt von Sonntag bis zum 4. August bei den kontinentalen Titelkämpfen in Vantaa (FIN) die Mission EM-Gold in Angriff. In Abwesenheit von Titelverteidiger Deutschland gilt die AFBÖ-Auswahl als großer Favorit. Dabei war lange Zeit unklar gewesen, ob und wie die Europameisterschaft überhaupt stattfinden würde.

Vier Jahre sind seit der Heim-EM vergangen, die eine kleine Football-Euphorie in Österreich ausgelöst hatte. 27.000 Zuschauer im Finale im Wiener Ernst-Happel-Stadion hatten für eine Rekordkulisse gesorgt. Das Happy End blieb dem rot-weiß-roten Team 2014 nach einer hauchdünnen 27:30-Niederlage in der Overtime gegen den Erzrivalen Deutschland verwehrt. In Finnland hat die Mannschaft von Headcoach Shuan Fatah nun die große Chance, den Titelgewinn nachzuholen, es wäre der erste in der österreichischen Geschichte. Neben Silber 2014 hatte man 1995 und 2010 jeweils Bronze geholt.

„Es war damals eine harte Niederlage, danach ist nicht mehr viel passiert“, konstatierte Fatah, der das Amt Ende 2015 übernommen hat und daneben auch Headcoach von Meister Raiders Tirol ist. Seit dem EM-Turnier in Österreich verharrte das Nationalteam - was Wettkämpfe betrifft - im Stillstand. „Wir haben in den letzten zwei Jahren versucht, die Mannschaft mit Camps aufzubauen.“

Ursprünglich hätte die American-Football-EM 2018 jedoch nicht in Finnland, sondern in Deutschland über die Bühne gehen sollen. Dem war eine Spaltung des Weltverbandes (IFAF) vorausgegangen, wobei zwei Gruppierungen die rechtmäßige Führung für sich beanspruchten. Die vormals in Frankfurt angesetzte EM wurde daraufhin verschoben, letztlich ist Vantaa als Ausrichter eingesprungen. Eine Erkenntnis des Internationalen Sportgerichtshofes (CAS) bestätigte, dass das Turnier in Skandinavien als offizielle Europameisterschaft anerkannt wird.

Fatah ist froh, dass man sich endlich wieder auf das Sportliche konzentrieren könne. „Ich finde das sehr positiv. Diese Zeit war nicht leicht für uns alle. Als Finnland eingesprungen ist, war die Erleichterung groß“, betonte der Deutsche. Dass Titelverteidiger Deutschland nicht am Start ist, findet der Trainer schade. „Deutschland ist die dominierende Nation. Ich habe mich auf ein Treffen mit den Jungs gefreut.“ Die Abwesenheit des dreifachen Europameisters erhöht aber Österreichs Chancen auf Gold.

Der Trainer macht auch kein Hehl daraus, dass der EM-Titel das klare Ziel der rot-weiß-roten Mannschaft ist. „Wir treten nicht an, um der nette Mitläufer zu sein, dann hätte ich den Job auch nicht übernommen.“ Obwohl einige routinierte Spieler nicht dabei sein können, sieht er sein Team gut aufgestellt. Jene, die im Aufgebot stehen, seien „voll dabei“. Mögliche Verletzungen bereiten dem Berliner jedoch Sorgen, der Kader sei „dünn“.

Größter Konkurrent im Kampf um Gold wird Frankreich sein. „Sie sind die World-Games-Gewinner. Da haben sie immerhin den amtierenden Europameister ausgeschaltet. Sie sind wirklich gut vorbereitet“, erwartet Fatah ein schweres Endspiel. Auf den Drittplatzierten von 2014 kann die AFBÖ-Truppe erst im Finale treffen.

In Gruppe A bekommt man es davor am Sonntag mit Dänemark und dann mit Schweden (2. August) zu tun. Die Franzosen spielen in Pool B gegen Finnland und Großbritannien. Der Gastgeber ist mit fünf Titeln Rekord-Europameister, der bisher letzte Titel liegt jedoch schon 18 Jahre zurück. Die Sieger der beiden Gruppen spielen im großen Finale um Gold.

Fatah will sich zunächst gänzlich auf das Auftaktspiel konzentrieren. Mit seinen Raiders hat er in der laufenden Saison die Copenhagen Towers zum Gewinn der neu geschaffenen „League of Champions“ bezwungen und daher schon Erkenntnisse über die dänische Spielweise gewonnen. „Deren Spieler sind in der Nationalmannschaft sehr gut vertreten. Wenn sie das Spiel ähnlich aufziehen, dann werden die Dänen sehr stark sein und es ist ein schweres Spiel zu erwarten.“ Eine besondere Herausforderung für die Österreicher ist, dass man ohne Vorbereitungsmatch in das Turnier geht. „Die Spieler werden ins kalte Wasser geworfen“, meinte Fatah.

Mit Schweden, einer mit College-Spielern gespickten Auswahl, wolle sich Fatah erst nach dem Spiel gegen Dänemark auseinandersetzen. Große Umstellungen werden im Vorfeld der EM ohnehin nicht mehr erfolgen. „Wir werden noch ein paar neue Dinge einfließen lassen, aber wichtig wird sein, den Game Plan so gut wie möglich auszuführen“, erklärte der Deutsche, der ein besonderes Ass ausspielen will. „Wir werden versuchen, einen Vorteil daraus zu ziehen, dass viele Spieler im Verein zusammenspielen.“ Einen Großteil der Mannschaft bilden neben seinen Raiders auch die Vikings Vienna, die den Innsbruckern in der Austrian Bowl vergangenen Sonntag unterlegen waren.