Bischof: Rom agiert planlos gegenüber Roma

Rom (APA) - Roms Weihbischof Paolo Lojudice hat der Stadtregierung Planlosigkeit im Umgang mit der Minderheit der Roma vorgeworfen. „Gewalta...

Rom (APA) - Roms Weihbischof Paolo Lojudice hat der Stadtregierung Planlosigkeit im Umgang mit der Minderheit der Roma vorgeworfen. „Gewaltaktionen“ wie die Räumung von Camps führten zu nichts, sagte der Geistliche laut Kathpress dem bischöflichen italienischen Pressedienst SIR (Mittwoch). Eine katholische Zeitschrift übte unterdessen scharfe Kritik an Italiens Innenminister Matteo Salvini.

Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof (EGMR) in Straßburg hatte die Räumung der Roma-Siedling bestehend aus alten Wohnwagen, Baracken, Containern und kleinen Behelfshütten untersagt und die italienischen Behörden aufgefordert, zuerst die Frage der Unterbringung zu klären. Der Abbau der illegalen Siedlung hat am Donnerstag trotz des EGMR-Urteils begonnen.

Lojudice sagte, falls die Stadtverwaltung unter Bürgermeisterin Virginia Raggi (Fünf-Sterne-Bewegung) die Einschüchterung und Vertreibung der Roma zum Ziel habe, sei dies eine „verfehlte Lösung und Analyse“. Mit ihrem Geldangebot für - nicht verfügbare - Mietwohnungen lasse die Stadt notwendige „Zwischenschritte“ aus. Lojudice schlug stattdessen vor, jeweils zwei bis drei Familien eine Parzelle für die Errichtung einer dauerhaften Behausung bereitzustellen. Für ein solches Modell gebe es erfolgreiche Beispiele, allerdings lasse sich das „nicht improvisieren“.

Im Brennpunkt steht eine Containersiedlung am Tiber im Norden außerhalb der italienischen Hauptstadt. Das „Camping River“ galt als gut organisiert, die meisten Kinder besuchten Schulen. Dennoch beschloss die Stadtverwaltung eine Auflösung bis Mitte Juni. Die Umsetzung scheiterte laut Medienberichten unter anderem daran, dass die Betreffenden keine Mietwohnungen fanden. Roms Bürgermeisterin Raggi versuchte zuletzt mit finanziellen Anreizen, die Familien zur Ausreise nach Südosteuropa zu bewegen.