Trump wegen Treffen seines Sohnes mit russischer Anwältin unter Druck
Laut seines Ex-Anwalts Michael Cohen hat der US-Präsident grünes Licht für das Treffen gegeben. Trump beteuert jedoch immer noch, nichts davon gewusst zu haben.
Washington – US-Präsident Donald Trump steht wegen des brisanten Treffens seines Sohnes mit einer russischen Anwältin während des Wahlkampfs 2016 unter verstärktem Druck. Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen führt laut US-Medienberichten ins Feld, Trump habe das Treffen im Voraus genehmigt. Der Präsident wies dies zurück: „Nein, ich habe nichts von dem Treffen mit meinem Sohn Don jr. gewusst“, erklärte er am Freitag.
Das Treffen zwischen Donald Trump junior und der Anwältin Natalia Weselnizkaja im Juni 2016 spielt offenkundig in den Untersuchungen des US-Sonderermittlers Robert Mueller zu mutmaßlichen russischen Wahlkampfeinmischungen eine zentrale Rolle. Weselnizkaja hatte im Vorfeld belastendes Material über Trumps Rivalin Hillary Clinton angeboten, wie der Trump-Sohn einräumte. Nach seinen Angaben soll sie dieses dann aber doch nicht präsentiert haben.
Trump soll grünes Licht für das Treffen gegeben haben
Cohen sei bereit, gegenüber Mueller auszusagen, dass Trump grünes Licht für das Treffen mit der Russin gegeben habe, berichteten die Fernsehsender CNN und NBC News. Der Anwalt will demnach bei einem entsprechenden Gespräch zwischen Trump und seinem Sohn dabei gewesen sein. Laut CNN fehlen Cohen allerdings die Beweise, wie etwa Tonaufnahmen von diesem angeblichen Gespräch.
Trump hat stets beteuert, von dem Treffen mit Weselnizkaja erst erfahren zu haben, als US-Medien im Juli 2017 darüber berichteten. Zu den jetzigen Berichten über Cohens angebliche Insider-Informationen schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter: „Klingt für mich, als ob jemand versucht, Geschichten zu erfinden, um sich in einer anderen Angelegenheit aus der Klemme zu befreien.“
„Ausputzer“ Cohen steht unter Druck
Cohen steht unter massivem juristischen Druck. Gegen ihn wird wegen möglicher illegaler Geschäftspraktiken ermittelt. Dabei soll es laut Medienberichten unter anderem um möglicherweise illegale Schweigegeldzahlungen wie jene an die Pornodarstellerin Stormy Daniels gehen. Sie will 2006 ein Sexabenteuer mit Trump gehabt haben. Cohen zahlte ihr kurz vor der Wahl 2016 eine Summe von 130.000 Dollar (nach heutigem Wert 112.000 Euro), damit sie davon nichts erzählte.
Cohen arbeitete rund zehn Jahre lang für Trump und galt als dessen „Ausputzer“ - also der Mann, der hinter den Kulissen unangenehme Angelegenheiten bereinigte. Die Ermittlungen gegen den früheren Trump-Anwalt werden von New Yorker Bundesanwälten geführt, laufen also separat zu den Untersuchungen Muellers. Doch dürfte auch der Sonderermittler vehement an Cohens Insiderwissen über Trump interessiert sein.
Muellers Ermittlungen haben bisher zu Anklageerhebungen gegen 31 Verdächtige geführt, darunter vier frühere Trump-Mitarbeiter. Er untersucht auch, ob Trump nach seinem Amtsantritt versucht hat, die Ermittlungen zu möglichen illegalen Absprachen seines Teams mit Moskau zu behindern.
Trump wittert „Hexenjagd“
Trump prangert die Ermittlungen regelmäßig als gigantische „Hexenjagd“ an - ein Vorwurf, den er am Freitag wiederholte.
Anlass war diesmal ein Bericht der „New York Times“, wonach Mueller in seinem Ermittlungen zu möglicher Justizbehinderung auch Trumps Tweets prüft - darunter seine Attacken auf Justizminister Jeff Sessions und den vom Präsidenten gefeuerten Ex-FBI-Chef James Comey. „(...) die manipulierte Hexenjagd geht weiter!“ twitterte Trump dazu. Er nannte dies „dumm und unfair für unser Land“.
Weiteres juristisches Ungemach droht dem Präsidenten unterdessen von anderer Seite. Stormy Daniels‘ Anwalt Michael Avenatti führte ins Feld, er vertrete noch drei weitere Frauen, die für ihr Schweigen über angebliche sexuelle Beziehungen zu Trump bezahlt worden seien. „Allen Schweigegeld auf verschiedenen Wegen gezahlt“, twitterte Avenatti.
In der vergangenen Woche war bereits der Mitschnitt eines Gesprächs zwischen Trump und Cohen publiziert worden, in dem es um eine mögliche Schweigegeldzahlung an das frühere „Playboy“-Model Karen McDougal ging. Cohen hatte das Gespräch heimlich aufgezeichnet. (APA/AFP)