Formel 1

Kampf ums Überleben: Force India zahlungsunfähig

In der WM-Wertung ist das Team, für das Sergio Perez (MEX) und Esteban Ocon (FRA) fahren, Fünfter.
© REUTERS/Bernadett Szabo

Als möglicher Interessent gilt der kanadische Modemilliardär Lawrence Stroll.

Budapest – Unmittelbar vor der Sommerpause droht der Formel 1 ein riesiger Imageschaden. Force India ist zahlungsunfähig, kann seinen Betrieb aber vorerst aufrechterhalten. Die Teilnahme des Rennstalls des indischen Unternehmers Vijay Mallya an diesem Grand-Prix-Wochenende in Ungarn könne weiterlaufen, teilte der Insolvenzverwalter FRP Advisory LLP am Samstag mit.

Man arbeite mit den Hauptanteilseignern auf „dringlicher Basis“ zusammen, um für die Gläubiger „das beste Ergebnis“ zu erzielen. Zudem bewerte man „Optionen, um die Zukunft des Teams“ zu sichern. Geoff Rowley und Jason Baker von FRP kümmern sich nach einer Anhörung vor dem High Court in London am Freitag um den Fall. Als möglicher Force-India-Interessent gilt der kanadische Modemilliardär Lawrence Stroll, dessen Sohn Lance für Williams fährt.

Force India hat schon lange finanzielle Probleme, dennoch liegt der Rennstall in der Konstrukteurswertung derzeit auf Platz fünf. Die vergangenen beiden Jahre konnte Mallyas Team sogar jeweils als Vierter abschließen. Dadurch erhält der Rennstall höhere Prämien bei der jährlichen Ausschüttung des Formel-1-Vermarkters.

Ein Sponsor von Force India ist seit 2017 das in Mondsee beheimatete österreichische Wassertechnologie-Unternehmen BWT. In Einklang mit der Markenidentität haben die Formel-1-Boliden eine rosa Lackierung.

Perez: Lage „kritisch“

Am Rande des Ungarn-Rennens räumte Force-India-Pilot Sergio Perez ein, dass die Lage beim Rennstall „kritisch“ sei. „Es ist kein Geheimnis, dass die finanziellen Probleme das Team schon ziemlich zurückgehalten haben.“ Der Mexikaner Perez fährt an der Seite des Franzosen Esteban Ocon für das Team. Das Aus für ein insolventes Formel-1-Team kam letztmals 2017, als der Manor-Rennstall seinen Betrieb einstellte.

Force India hatte zusammen mit Sauber noch zu Zeiten des früheren Formel-1-Geschäftsführers Bernie Ecclestone im September 2015 eine Beschwerde bei der Kommission der Europäischen Union eingereicht. Ihrer damaligen Ansicht nach wurden die Rennställe durch die Verteilung der Einnahmen und durch die Machtstrukturen gegenüber anderen Teams benachteiligt. Die Formel-1-Verträge würden das Wettbewerbsrecht verletzen. Der Dialog mit den neuen Inhabern der kommerziellen Rechte der Rennserie führte im Jänner dieses Jahres aber dazu, dass Force India und Sauber ihre Beschwerde zurückzogen.

Mallya hatte 2007 zusammen mit seinem damaligen niederländischen Partner Michael Mol das Spyker-Team übernommen. Ab 2008 ging der Rennstall als Force India an den Start. Mallya selbst befindet sich in einem Rechtsstreit mit mehreren Banken in seinem Heimatland Indien. Der Unternehmer schuldet den Geldhäusern deren Angaben zufolge mehr als 1,3 Milliarden Euro. Es handelt sich um Kredite und Verzugszinsen für seine Fluggesellschaft Kingfisher, die 2012 wegen Geldproblemen den Betrieb eingestellt hatte. Mallya hält sich derzeit in Großbritannien auf, in Indien liegen mehrere Haftbefehle gegen ihn vor. (APA/dpa)