Prinz Charles: Wusste nichts über bischöfliche Missbrauchstaten

London (APA) - Im Fall des pädophilen anglikanischen Bischofs Peter Ball hat dessen früherer Freund Prinz Charles vor einem Untersuchungsaus...

London (APA) - Im Fall des pädophilen anglikanischen Bischofs Peter Ball hat dessen früherer Freund Prinz Charles vor einem Untersuchungsausschuss bestritten, bis zum Prozess gegen Ball von seinen Taten gewusst zu haben. Der Bischof habe ihn „getäuscht“, heißt es in einem Brief des Kronprinzen, der am Freitag laut Kathpress von der leitenden Rechtsberaterin des Ausschusses, Fiona Scolding, verlesen wurde.

Ball habe ihm gegenüber eine erste Anzeige wegen Missbrauchs, die von der zuständigen Strafverfolgungsbehörde niedergeschlagen worden war, als Teil einer böswilligen Kampagne gegen ihn dargestellt. Briefe von Prinz Charles an den ehemaligen Bischof von Gloucester zeigen, dass sich der Royal damals mit dem Kirchenmann solidarisch zeigte und ihm seine Unterstützung zusagte. „Die späteren Ereignisse demonstrierten dann ohne Zweifel zu meinem tiefen Bedauern, dass ich wie auch andere getäuscht worden bin“, so Charles in seiner schriftlichen Aussage.

Der britische Thronfolger wies jede Beeinflussung des Falls zurück. Er oder seine Mitarbeiter hätten zu keinem Zeitpunkt versucht, die polizeilichen Ermittlungen zu beeinflussen. Vielmehr habe er damals geglaubt, dass man einem Bischof immer vertrauen könne. Nach der Verurteilung Balls habe er den Kontakt zu ihm abgebrochen.

Prinz Charles, dessen Landsitz Highgrove in der Diözese Gloucester liegt, hatte Ball einst als einen „loyalen Freund“ bezeichnet. Ihm seien die Verfehlungen des Bischofs unbekannt gewesen, erklärte er stets.

Der heute 86-jährige Ball hatte 2015 zugegeben, zwischen den 1970er und 1990er-Jahren bei mindestens 18 Minderjährigen oder jungen Männern sexuell übergriffig geworden zu sein. 2015 wurde er zu 32 Monaten Haft verurteilt. Nach 16 Monaten kam er im Februar 2017 auf Bewährung frei. Ein 2017 veröffentlichter unabhängiger Bericht legte offen, dass der langjährige Bischof von Lewes und Gloucester vom damaligen Primas der anglikanischen Kirche, Lord Carey, gedeckt worden war.

Charles‘ Anwälte hatten die von der Untersuchungskommission geforderte Aussage in Form einer eidesstattlichen Erklärung mit Verweis auf die Persönlichkeitsrechte ihres Mandanten verweigert. Stattdessen sandten sie dem Ausschuss den nun verlesenen Brief mit einer Wahrheitserklärung zu.