Wirtschaftspolitik

Hyperinflation in Venezuela: Skepsis um neue Banknoten

100-Bolivar-Scheine in einer Mülltonne. 100 Bolivar sind aktuell 0,00035 Euro wert.
© REUTERS

Die venezolanische Regierung will mit einer „neuen“ Währung – dem „souveränen Bolivar“ die Wirtschaft stärken. Die Bevölkerung reagiert skeptisch.

Caracas – Das südamerikanische Krisenland Venezuela bringt von diesem Dienstag an neue Banknoten in Umlauf. Aus der Landeswährung werden wegen der Hyperinflation fünf Nullen gestrichen. Aus einer Million Bolívar fuerte (starker Bolívar) werden damit 10 Bolívar soberano (souveräner Bolívar). Die Venezolaner reagierten nervös auf den neuen Bolivar, die meisten Geschäfte blieben nach der Ausgabe der neuen Scheine geschlossen.

Wirtschaftsvertreter bezeichneten die Einführung des neuen Bolivar am Montag als kontraproduktiv. Die Maßnahme werde die wirtschaftliche Instabilität weiter verschärfen, sagte der Vorsitzende des führenden Unternehmerverbands Fedecamaras, Carlos Larrazabal, in einer Pressekonferenz.

Geld verliert immer rasanter an Wert

Die Menschen im Land mit den größten Erdölreserven der Welt leiden wegen Misswirtschaft unter dem sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro sowie wegen US-Sanktionen unter Hunger, Arbeitslosigkeit und einer Hyperinflation. Das heißt, die Preise steigen extrem schnell, und man kann sich für sein Geld immer weniger kaufen. Weil das Geld in Venezuela so rasant an Wert verliert, sprich man von einer Hyperinflation.

Zuletzt prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF) für das laufende Jahr eine Inflationsrate von einer Million Prozent. Außerdem könnte die Wirtschaftsleistung des Landes um 18 Prozent einbrechen.

Währung an Kryptowährung gekoppelt

Zwar gilt die Reform schon seit Montag, wegen eines Feiertages bekommen die Einwohner das Geld aber erst jetzt in die Hände. Zudem soll der Bolívar künftig an die neue staatliche Kryptowährung Petro gekoppelt sein. Als Kryptowährung bezeichnet man ein digitales Zahlungsmittel.

Die Währungsumstellung gehört zu einer Reihe von Reformen, mit denen Staatschef Maduro die schwere Wirtschaftskrise beilegen will. Kritiker monieren allerdings, dass die Streichung der Nullen kein adäquates Mittel im Kampf gegen die rasante Teuerung ist.

Durch den Verfall des Ölpreises seit 2014 fehlt dem südamerikanischen Staat das Geld. Öl ist die Haupteinnahmequelle für Venezuela. Es gibt gravierende Versorgungsengpässe im Land, die nach UNO-Angaben bereits mehr als zwei Millionen Menschen in die Flucht getrieben haben.

Immer mehr Flüchtlinge an Grenze zu Brasilien

Am Montag kamen erneut zahlreiche Venezolaner über die Grenze nach Brasilien. Ein Armeevertreter im brasilianischen Grenzort Pacaraima rechnete für Montag mit rund 900 Neuankömmlingen. Zuletzt waren im Schnitt rund 500 Menschen pro Tag über die Grenze gekommen. Nach gewaltsamen Zusammenstößen mit Einheimischen in dem Grenzort waren am Wochenende rund 1.200 Flüchtlinge nach Venezuela zurückgekehrt, Brasiliens Präsident Michel Temer entsandte Soldaten an die Grenze. (TT.com/APA/AFP)

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