Die Kraftzentrale der Scorpions: Gitarrist Rudolf Schenker wird 70

Hannover (APA/dpa) - Er hat so viel Energie, dass er schon als Schulkind kaum still sitzen konnte, und erdet sich seit Jahrzehnten mit Medit...

Hannover (APA/dpa) - Er hat so viel Energie, dass er schon als Schulkind kaum still sitzen konnte, und erdet sich seit Jahrzehnten mit Meditation und Yoga. Rudolf Schenker, Gründer der deutschen Rockband Scorpions, ist so etwas wie deren Kraftzentrale, die immer noch große Hallen und Stadien weltweit füllt. Am Freitag (31. August) feiert der Hühne mit den wasserstoffblonden Haaren seinen 70. Geburtstag.

Dann wird er bei einem Konzert am Lake Tahoe in Kalifornien mit seiner pfeilförmigen E-Gitarre über die Bühne toben und sich verausgaben. Nach ihrer Amerikatour spielen die Rocker erst im Libanon und dann zum ersten Mal mehrere Konzerte in Australien. Aufhören wollten die Scorpions ursprünglich vor sechs Jahren, aber mittlerweile ist kein Ende in Sicht. „Wenn ich davon ausgehe, dass ich 100 werden will, ist 70 noch ganz ok. Da habe ich noch eine schöne Zeit vor mir“, sagt Schenker im Interview der dpa. „Ich habe das Alter immer ignoriert, es interessiert mich nicht. „Wie lange willst du das eigentlich noch machen mit der Musik?“, hat mein Vater schon gefragt, als ich Ende 20 war.“

Kraft gibt ihm nach eigenem Bekunden die „richtige Chemie in der Band und eine Familie, in der es auch mal knallt, aber jeder jeden so lässt, wie er ist“. Sänger Klaus Meine stieg 1969 in die vier Jahre zuvor von Schenker gegründete Rockgruppe ein, vor zwei Jahren wurde der ehemalige Motörhead-Schlagzeuger Mikkey Dee als neues Mitglied aufgenommen. Mit seiner Lebensgefährtin hat Schenker einen dreijährigen Sohn. Der kleine Richie probiert sich schon ab und zu als Drummer aus. „Ich habe das Gefühl, er hat auch die Musiker-DNA in sich“, sagt der stolze Vater, der zudem einen 48 Jahre alten Sohn aus erster Ehe hat und zweifacher Opa ist.

Der in Hildesheim geborene Rudolf Schenker, Sohn eines Bauingenieurs, war von Anfang an der Antreiber der niedersächsischen Band, die Welthits wie „Rock You like a Hurricane“ hatte oder die Hymne zum Mauerfall „Wind of Change“ landete und mehr als 100 Millionen Tonträger verkaufte. „Ich habe schon 1969 in einem Interview gesagt, dass die Scorpions mal zu den 30 besten Bands der Welt gehören werden“, erzählt er. „Das war meine Vision. Damals arbeitete ich noch als Starkstromelektroniker, den Job habe ich an meinem 24. Geburtstag aufgegeben.“ Der ehrgeizige Musiker kümmerte sich selbst um Auftritte, machte die Band-Fotos, seine damalige Frau schrieb laut Schenker wie verrückt Verträge.

Trotz exzessiver Partys hob der große Blonde nie ab. „Unser ehemaliger Bassist hat sich früher immer vor Lachen am Boden gewälzt, wenn ich gesagt habe, ich muss noch meditieren und Yoga machen“, erzählt er. „Als der Erfolg Ende der 70er kam, habe ich damit etwas nachgelassen, aber schnell gemerkt, dass mir was fehlt. Durch Meditation und Yoga kommt man zu sich selbst und erkennt seinen Weg. Jeder hat etwas Spezielles, nur viele finden es nicht.“ 2009 veröffentlichte Schenker mit dem Autor Lars Amend sogar eine Art Ratgeber-Biografie mit dem Titel „Rock your Life“.

Daheim in der Nähe von Hannover ist Schenkers Alltag zwischen den großen Gigs auf allen Kontinenten recht unspektakulär: „Ich hole Richie vom Kindergarten ab und muss erst mal alles ordnen, denn im Moment habe ich kein Sekretariat.“ Neue Hits nimmt er in den Pausen der langjährigen Welttour momentan nicht in Angriff. „Zurzeit komponiere ich nicht, aber ich mache meine Fingerübungen an der Gitarre, die sind wichtig für die Gelenke“, sagt der Rockstar. „Dabei schaue ich oft Fernsehen, aber keine Krimis, sondern eher so wissenschaftliche Dokus.“