Fachkräftemangel wird anhalten: „Wir brauchen Migranten“
3625 offene Stellen für Facharbeiter unterschiedlichster Qualifikation gibt es in Tirol. Betroffen seien fast alle Branchen, erklärt AMS Tirol-Chef Anton Kern.
Innsbruck –Der Fachkräftemangel tangiert in Tirol schon lange nicht mehr nur den Tourismus. Betroffen seien fast alle Branchen, erklärt der Chef des Arbeitsmarktservice Tirol (AMS), Anton Kern. 3625 offene Stellen für Facharbeiter unterschiedlichster Qualifikation gebe es in Tirol. Der Handel suche derzeit 516 Lehrlinge, 772 Fachkräfte würden dem Tourismus fehlen. In der Metall- und Elektro-Branche sind 667 offene Stellen gemeldet.
Mittelfristig bekomme selbst der öffentliche Bereich ein Problem, weil Interessenten für Verwaltungsberufe fehlen würden, sagt Kern. „Eines ist ganz klar, kein Einheimischer wird verdrängt von einem Asylwerber, der eine Lehre macht.“ Zumindest solle es so sein, dass Asylwerber ihre Lehre abschließen können, auch wenn der Bescheid negativ sei. „Das wäre für den Betrieb auch gut.“ Selbst wenn die Hochkonjunktur nachlasse, bleibe der Facharbeitermangel in Tirol bestehen, sagt Kern.
Der Vizepräsident der Tiroler Wirtschaftskammer Martin Felder ist mit den Plänen der Bundesregierung, keine Asylwerber für die Lehre mehr zuzulassen, „nicht sehr glücklich“. Angefangene Lehren sollten abgeschlossen werden können, fordert Felder. Den Facharbeitermangel in allen Branchen führt der Unternehmer auch auf das schlechte Image der Lehre zurück. Durch Kampagnen und Initiativen sei einiges gelungen und in Tirol stehe man besser da als im Osten Österreich, dennoch sieht Felder weiteren Handlungsbedarf. Der „Meister“ gehöre dem „Bachelor“ gleichgestellt. „In Deutschland und der Schweiz wurde das bereits umgesetzt.“
Felder fordert eine Umkehr. „Man muss auch bei den Eltern ansetzen und ihnen erklären, dass man mit einer akademischen Ausbildung immer öfter keinen Job bekommt.“ Es sei ein „volkswirtschaftlicher Wahnsinn“, so viele Schüler an allgemeinbildende höhere Schulen zu schicken, „wo Berufsorientierung noch immer keinen oder zu wenig Platz hat“.
Den Facharbeitermangel sieht Felder ebenfalls als anhaltendes Problem. Er fordert den Ausbau der Erwachsenenbildung, Mädchen in technische Berufe zu bringen, Matura und Lehre zu forcieren, und Zuwanderung. „Wir brauchen Migranten, um das System abzudecken.“
Das sieht auch die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) so. Der Schritt der Regierung sei „der falsche Weg“. Fehlende Fachkräfte würden das Angebot im Hotel reduzieren. Den Integrationswilligen die Türe vor der Nase zuzuschlagen, hält die Tiroler Gewerkschaftsjugend für „einen schweren Fehler“. (aheu)