Attacke vor Jahrmillionen: Parasiten in Fliegenfossilien entdeckt
Stuttgart (APA/dpa) - 30 Millionen Jahre alte Versteinerungen können jede Menge Überraschungen bergen, wenn man sie durchleuchtet: Mithilfe ...
Stuttgart (APA/dpa) - 30 Millionen Jahre alte Versteinerungen können jede Menge Überraschungen bergen, wenn man sie durchleuchtet: Mithilfe moderner Röntgenverfahren haben Insektenforscher in fossilen Fliegenpuppen parasitisch lebende Wespen entdeckt. Wie das Naturkundemuseum Stuttgart mitteilte, konnten vier bisher unbekannte - und inzwischen längst ausgestorbene - Wespenarten benannt und wissenschaftlich beschrieben werden.
„Noch nie konnten parasitische Wespen im Inneren von Insektenfossilien in dieser Detailgenauigkeit untersucht werden“, sagte der Stuttgarter Insektenforscher Lars Krogmann. „Unsere Daten liefern neue Erkenntnisse zur Evolution dieser erfolgreichen Tiergruppe.“ Die Ergebnisse der Untersuchung sind in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.
Analysiert wurden mehr als 1.500 fossile Fliegenpuppen, die im 19. Jahrhundert in Minen der südfranzösischen Region Quercy entdeckt wurden und zu Sammlungen in Basel und Stockholm gehören. Mittels sogenannter Synchrotron-Röntgen-Mikrotomographie konnten Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) die inneren Strukturen der Puppen hochaufgelöst sichtbar machen.
Jede der knapp drei Millimeter großen Fliegenpuppen wurde durchleuchtet. In 55 von ihnen befand sich den Angaben zufolge ein Parasit. „Die weibliche Wespe hat mit ihrem Legestachel ein Ei in eine Fliegenpuppe gelegt“, erklärte Krogmann. Im Inneren der Puppenhülle habe sich die Wespenlarve entwickelt, die sich dann von der ungeschlüpften Fliege ernährt habe.
Die am häufigsten gefundene Art erhielt den Fachnamen Xenomorphia resurrecta. Xenomorphia ist eine Anspielung auf die als „Xenomorph“ bezeichneten Wesen aus der Science-Fiction-Filmreihe „Alien“, die sich ebenfalls als Parasiten im Inneren eines Wirts entwickeln. Das Wort „resurrecta“ verweist auf die digitale Wiederauferstehung der ausgestorbenen Art.
„Unser Projekt beweist, dass es sich lohnt, alte Sammlungen mit modernster Technik neu zu erforschen“, sagte Projektkoordinator Thomas van de Kamp vom Laboratorium für Applikationen der Synchrotronstrahlung (LAS) des KIT.
(S E R V I C E - Video unter http://go.apa.at/TTY04SL5)