Bezirk Imst

Karres schrammte „haarscharf an einer Katastrophe“ vorbei

Die Insassen konnten sich in letzter Sekunde retten, das Auto wurde schwer beschädigt.
© Zeitungsfoto.at

Ausnahmezustand im Tiroler Oberland: Gegen 20 Uhr begann es im Raum Imst bis Telfs stark zu regnen. In Roppen wurde ein Auto von einer Mure mitgerissen, drei Jugendliche konnten sich mit Mühe retten. Nach Erdrutschen sitzen in Karres noch immer drei Kinder und deren Begleiter auf einer Alm fest.

Imst – Dauereinsatz für die Feuerwehren und die Polizei im Bezirk Imst am Mittwochabend: Schwere Unwetter mit Starkregen entluden sich ab etwa 20 Uhr. Laut Leitstelle Tirol wurden im Laufe des Abends etwa 15 Feuerwehren alarmiert – von Imst, Karrösten und Tarrenz bis Haiming und Arzl im Pitztal. In Roppen wurde ein Auto von einer Mure erfasst und mitgerissen. In Karres saßen seit dem Unwetter drei Kinder und von der Lebenshilfe betreute Erwachsene – die Angaben wurden am Donnerstagnachmittag korrigiert – und deren Begleiter auf einer Alm fest.

Alle Personen konnten von der Alm gebracht werden

Zwei Kinder konnten mit ihrem Vater selbst vom Berg absteigen. Auch die von der Lebenshilfe betreuten Personen konnten heil mit dem Auto ins Tal gebracht werden. „Die Brücke haben sie zu Fuß überquert. Wir sind froh, dass alles gut gegangen ist. Glück im Unglück“, sagte Bürgermeister Wilhelm Schatz am späten Nachmittag gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Morgen werde es weitere Begehungen geben.

Diese Brücke auf dem Weg zur Karrer Alm wurde durch eine Mure stark in Mitleidenschaft gezogen.
© Werner Föger

Sein vorläufiges Resümee: „Alles in allem sind wir glimpflich davongekommen. Karres selbst ist haarscharf an einer Katastrophe vorbei geschrammt. Ich bin jetzt 70 Jahre alt, aber so wild habe ich eine Mure noch nicht erlebt. “

Die Minderjährigen und die von der Lebenshilfe betreuten Erwachsenen hatten auf der Karrer Alm übernachtet und sind wegen Erdrutschen nicht mehr heruntergekommen. Am Vormittag mussten die Brückenfundamente inspiziert werden, um sicherzugehen, dass diese noch belastbar sind.

Am Vormittag erklärte gegenüber der TT bereits Amtsleiter Marko Winkler von den Geschehnissen auf der Karrer Alm: „Uns hat eine Mure im Juni und vergangenen Mittwoch erwischt. Aber so schlimm wie gestern war es noch nie. An einer Eisentraverse hängt unsere Wasserleitung. Einen halben Meter darunter ist das Material durchgerauscht“, erzählt er.

Die Gewitter zogen am Abend auf und sorgten vor allem in Roppen für Verwüstung.
© Zeitungsfoto.at

Gewitter entluden sich vor allem über Bezirk Imst

Die Gewitterzellen entluden sich gestern am Abend hauptsächlich über dem Bezirk Imst. Auf Straßen stand das Wasser, weil die Kanalisation es nicht mehr aufnehmen konnte. Gullydeckel wurden aus der Verankerung gedrückt. Laut Leitstelle trat auch in Häuser Wasser ein. Zudem kam es zu mehreren Erdrutschen. Laut Polizei Imst waren hauptsächlich Gemeindestraßen und Forstwege – unter anderem in Tarrenz – betroffen.

Auch im Großraum Telfs tobten am Abend heftige Gewitter mit Sturmböen.

Jugendliche retteten sich von Auto auf Baumaschine

Besonders schwer getroffen wurde das Gewerbegebiet von Roppen, wo es gleich zu drei Murenabgängen kam. Zwei kleinere Muren gingen jeweils in den Bereichen „Röhrengrabmure“ auf die Schlierenzauerstraße (unterhalb der Weißwand) und der „Bergtalmure“ auf die Fahrbahn ab. Im Bereich des Kieswerkes der Firma Thurner kam es zu einer größeren Murenverschiebung.

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Einen besonderen Schrecken gab es für den jungen Lenker eines Autos und seine Mitfahrer: Der Pkw wurde im Gewerbegebiet zunächst von einem Wasserschwall erfasst. Der 18-jährige Lenker und seine beiden Mitfahrer im Alter von 17 und 20 Jahren blieben vorerst im Auto sitzen.

Als dem Wasserschwall jedoch eine massive Mure folgte, flüchteten sie auf das Dach des Wagens. Von dort kletterten sie auf eine von der Mure angeschwemmte Baumaschine, von welcher sie sich schlussendlich auf die darüber liegende Autobahnbrücke retten konnten. Bei dem Vorfall zog sich der 18-jährige Lenker Prellungen zu. Die Mitfahrer blieben unverletzt. Am Pkw entstand Totalschaden. (TT.com, top, siha)

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