Tirol

Europäisches Forum Alpbach: Internationales Ausrufezeichen

© Alpbach

Das Europäische Forum Alpbach 2018 war mit Teilnehmern aus 120 Ländern internationaler denn je: Forumspräsident Fischler will Alpbach verstärkt als Ort des Nachdenkens positionieren.

Alpbach –Auf Gerüchte gibt der Präsident des Europäischen Forums Alpbach Franz Fischler nicht viel. Dass es im nächsten Jahr eine von der Bundesregierung und der Wirtschaftskammer forcierte Gegenveranstaltung zu Alpbach geben soll, will er deshalb nicht kommentieren. Vielmehr zitiert Fischler den Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz, der nach seinem heurigen Auftritt im Dorf der Denker erklärt habe, dass er künftig lieber zum Europäischen Forum nach Alpbach komme als zum Weltwirtschaftsforum nach Davos. Eine internationale Auszeichnung. Doch unabhängig davon betont Fischler, dass er schon vor den heurigen Hochschulwochen mit dem neuen Wirtschaftskammerpräsidenten Harald Mahrer ein Gespräch für den Herbst vereinbart habe. „Da geht es darum, wie eine neue Zusammenarbeit zwischen Alpbach und der Wirtschaftskammer aussehen könnte.“ Heuer war die Kammer bekanntlich nicht mehr dabei.

Alpbach 2018 mit „Diversität und Resilienz“– also Vielfalt und die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen – war wesentlich internationaler, freut sich Franz Fischler. „Das ist auch unser Anspruch, dort wollen wir hin.“ 5300 Teilnehmer aus über 120 Ländern nahmen teil. Vor allem unter den jungen Studierenden machte sich die Internationalität bemerkbar. Darüber hinaus gestalteten mehr als 120 nationale und internationale Kooperationspartner das Programm mit. Die Wirtschaftsgespräche beendeten gestern den diesjährigen Forumsreigen mit mehr als 200 Veranstaltungen.

Rückblickend hat das Forum einen weiteren Schritt nach vorne gemacht, bilanziert der Forumspräsident. Zum einen entwickle sich Alp- bach zu einer Plattform bzw. einem Ort des Nachdenkens, wo über aktuelle Herausforderungen diskutiert wird und Probleme bzw. Zukunftsthemen analysiert werden. „Nicht Deklarationen oder die Verabschiedung von Grundsatzpapieren stehen deshalb im Vordergrund, sondern der Gedankenaustausch, das Gespräc­h oder die Kontroverse“, zieht der Forumspräsident eine positive inhaltliche Bilanz.

Was Fischler besonders fasziniert, ist das Engagement der jungen Leute. „Das geht so weit, dass sie beginnen, sich selbst zu organisieren.“ Das wolle man aufgreifen und weiter fördern. Denn die Botschaft der Studierenden sei erfreulich: „Gemeinsam in Alpbach zu lernen.“

Nach Alpbach ist vor Alpbach: Die Vorbereitungen für das Forum 2019 beginnen bereits mit dem heurigen Kehraus. „Freiheit und Sicherheit“ ist das Generalthema für das kommende Jahr. Fischler streicht die Kombination hervor. „Denn immer öfter fällt die Freiheit dem Sicherheitsdenken zum Opfer.“ Auch die Bewegungsfreiheit. Es geb­e vielfältige Zugänge zum nächstjährigen Generalthema, verweist Fischler auch auf Tendenzen, die Medienfreiheit einzuschränken. Auch in europäischen Ländern. Und der amerikanische Präsident Donald Trump symbolisiere immer deutlicher Beschränkungen des freien Handels.

Doch nicht nur inhaltlich war Alpbach ein Erfolg, Fischler spricht auch von einem Plus bei den Tickets um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Besucherzahlen würden positiv ausfallen, obwohl 2018 mit den Bildungs- und Baukulturgesprächen auf zwei Themenkomplexe verzichtet wurde. Signifikant fiel laut Veranstalter die Steigerung der Teilnahmen bei den Wirtschaftsgesprächen aus: Mit 1450 Teilnehmern konnte ein zusätzlicher Ticket­erlös von 70.000 Euro erzielt werden. 36 Prozent der 845 Vortragenden waren übrigens Frauen.

Und etabliert hat sich das von Fischler nachdrücklich geförderte Kulturprogramm. „Es prägt ebenfalls die Offenheit von Alpbach.“

(pn)