Rekord-Ernte versüßt Fest der Stanzer Brenner
Bei „Stanz brennt“ freuten sich die Brenner gestern über eine Rekord-Ernte. Der Verein „Brennereidorf Stanz“ feiert heuer sein zehnjähriges Bestehen.
Von Matthias Reichle
Stanz –„Schaut einmal, die vielen Zwetschken“ – Staunen am Ortseingang von Stanz. Fast jeder blieb gestern stehen, um sein Handy zu zücken und ein Foto von den Obstbäumen zu schießen. Die Äste ächzten unter ihrer tiefblauen Last. „In einem normalen Jahr ernten wir in der Region 300 Tonnen. Heuer werden es 100 Tonnen mehr sein“, bestätigte Stefan Nothdurfter, Obmann der Genussregion Stanzer Zwetschke, diesen ersten Eindruck.
Für das Traditionsfest „Stanz brennt“, das gestern wieder Tausende Besucher in die kleine Gemeinde oberhalb von Landeck lockte, ist die heurige Ernte nach zwei katastrophalen Jahren ein wahrer Segen. 2017 erlebte man einen Totalausfall. „Nur ein Betrieb hatte Zwetschken“, erinnert Nothdurfter, der froh ist, dass die Zeiten, in denen man Liebhabern der Zwetschke einen Korb geben musste, vorbei sind. „Heuer steuern wir in allen Bereichen auf ein Rekordjahr zu – auch im Streuobstbau“, betont Nothdurfter, „das habe ich in 42 Jahren nicht erlebt.“ Unerlässlich war dafür die künstliche Bewässerung – ohne blieben die Früchte klein oder fielen ab.
Viele deckten sich gestern wieder mit der beliebten Frucht ein – auch in ihrer veredelten Form als Schnaps. Derzeit ist noch nicht alles reif – „20 Prozent haben wir geerntet“. In drei Wochen sollte auch der Rest folgen, ist sich der Obmann des Brennereidorfs Stanz, Markus Auer, sicher. „Die Zwetschkenbäume sind voll, die Keller sind leer, da jubelt das Herz der Brenner“, freute er sich über die heurige Ernte. Die Stanzer Schnapsproduzenten werden heuer wieder ihre Lager auffüllen. So mancher saß auf dem Trockenen. Für sie ist es aus einem weiteren Grund ein besonderes Jahr – vor genau einem Jahrzehnt, im Frühjahr 2008, wurde der Verein „Brennereidorf Stanz“ gegründet. Inzwischen hat er 54 Mitglieder – seit zwei Jahren werden auch Brenner aus Grins, Pians, Landeck und Tobadill als Vollmitglieder aufgenommen.
„Ausschlaggebend war damals ein TT-Artikel“, erinnert Auer. Dabei ging es um eine Schnapsprämierung, bei der Mandarine und Korn die Highlights waren. „Da haben wir gesagt, da müssen wir was ändern“ – man beschloss, die heimischen Sorten wieder in den Vordergrund zu rücken. „Es ist nicht nur gelungen, den Stolz der Brenner auf die Stanzer Zwetschke zu stärken“, so Auer, „sondern auch die Qualität der Brände.“ Dazu beigetragen hat unter anderem die jährlich stattfindende Veranstaltung „Brennerei.Kunst. Stanz“, bei der die Zwetschke und der Spänling, eine Wildpflaumensorte, die typisch für die Region ist, prämiert und verkostet werden. „Wenn ein Zillertaler Brenner besser ist, ist das eine Sache, aber wenn der Nachbar besser ist, dann geht das gar nicht“, schmunzelt Auer. Der Wettbewerb untereinander hat die Qualität gefördert. „Man kann heute sagen, wenn ein Stanzer bei einem Wettbewerb, egal ob national oder international, mittut, ist er im Spitzenfeld.“ Gleichzeitig sei der Zusammenhalt groß. „Jeder kann zu einem anderen Brenner kosten gehen.“