Christoph Chorherr - Grünes Urgestein bäckt künftig Brot

Wien (APA) - Christoph Chorherr (57) gehört zu den Urgesteinen der Grünen. Mehr als sein halbes Leben hat der 57-Jährige der Parteiarbeit ge...

Wien (APA) - Christoph Chorherr (57) gehört zu den Urgesteinen der Grünen. Mehr als sein halbes Leben hat der 57-Jährige der Parteiarbeit gewidmet, allein 27 Jahre davon im Wiener Gemeinderat. Seit 2010 zeichnete er in der rot-grünen Rathausregierung maßgeblich für die Stadtplanung verantwortlich. Politische Brötchen wird er künftig keine mehr backen - dafür Bio-Brot.

Chorherr, Sohn des inzwischen verstorbenen Ex-“Presse“-Chefredakteurs Thomas Chorherr, kann durchaus als Mitbegründer der österreichischen Grünen bezeichnet werden. Mit deren Einzug in den Nationalrat begann der studierte Volkswirt, der im Zuge der Zwentendorf-Debatte politisiert worden war, für die frisch gebackene Parlamentsfraktion als Referent für Wirtschafts-, Verkehrs- und Energiepolitik zu arbeiten. Als die Ökos 1991 auch in der Bundeshauptstadt den Sprung in den Landtag und Gemeinderat geschafft hatten, besetzte Chorherr eines der sieben errungenen Mandate.

Danach ging es die Karriereleiter nach oben. Nach einem Jahr an der Spitze der Bundespartei, von der er wegen andauernder Streitigkeiten schnell wieder abließ, führte der gebürtige Wiener ab 1997 schließlich als Klubobmann die Geschicke der Wiener Grünen und diese bei der Wien-Wahl 2001 als Spitzenkandidat in den zweistelligen Ergebnisbereich. 2004 wurde er von einer gewissen Maria Vassilakou, nunmehrige Vizebürgermeisterin sowie Verkehrs- und Planungsstadträtin, abgelöst.

Ähnlich wie Vassilakou legte der Langzeitpolitiker seine Rolle nie als „Fundi“ an. Gemäß seines Credos „Schärfer als die schärfste Kritik ist die konkrete, erlebbare Alternative“ strebte er stets danach, Projekte lieber mit Abstrichen durchzusetzen, als sich ideologisch einzuzementieren. Insofern verhandelte er schon zu Oppositionszeiten gemeinsame Vorhaben mit der SPÖ, die damals dank absoluter Mehrheit noch alleine regierte, aus. Chorherr gehörte außerdem zu jenen Grünen, die 2002 auf Bundesebene für Regierungsverhandlungen mit der ÖVP eingetreten waren.

Dieser pragmatische Zugang trug ihm innerhalb der eigenen Partei immer wieder Kritik ein - in jüngerer Vergangenheit etwa im Zusammenhang mit dem Heumarkt-Hochhaus, das er intern wie öffentlich uneingeschränkt verteidigte. In diesem Zusammenhang wurden auch Vorwürfe in Zusammenhang mit Jahren zuvor getätigten Spenden aus dem weiteren Umfeld von Heumarkt-Investor Michael Tojner für zwei Schulprojekte, die Chorherr in Afrika ins Leben gerufen hatte, laut. Dieser bestritt daraufhin vehement, dass irgendwelche Gelder seine politischen Tätigkeiten beeinflusst hätten.

Einigermaßen legendär ist Chorherrs Verve, mit der er Vorhaben anpreist oder präsentiert. Mit vor Begeisterung mitunter schon einmal kippender Stimme und - im wahrsten Sinn des Wortes - mit Händen und Füßen erklärt der streitbare Abgeordnete Pläne, schwärmt über Vorteile, versucht die Euphorie auf sein Gegenüber zu übertragen.

Zuletzt war das einmal mehr bei der Vorstellung der neuen Bauordnung spürbar, die Chorherr federführend mit der SPÖ verhandelt hat. Die neue Widmungskategorie „Geförderter Wohnbau“ und der weitgehende Verzicht auf fossile Heizungssysteme würden die Stadt auf Jahrzehnte hin zum Positiven verändern, zeigte er sich überzeugt.

Als Ur-Grüner galt Chorherr auch stets als Rad-Aficionado. Dass in Wien nach wie vor jedes Stück neuer Radweg - Stichwort Linke Wienzeile - als Kleinkrieg ausgefochten werden müsse, konnte er ebenso wenig verstehen wie die Pkw-Vernarrtheit so mancher Österreicher - im Großen wie im Kleinen. Rufe nach einer autogerechten Stadt blieben ihm ebenso unverständlich wie das Bedürfnis nach einem Wunschkennzeichen: „Auf dem Spoiler eines Bügeleisens steht ja auch nicht ‚Mausi 7‘.“

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