Die Schiedsrichter pfeifen aus dem letzten Loch
Mehrfacheinsätze am Wochenende, Beschimpfungen, doppelte Belastungen: Besetzungs-Referent Gregor Danler klagt über zu wenig Schiedsrichter.
Von Daniel Suckert
Innsbruck –Dass Fußballvereine vielerorts über Nachwuchsmangel klagen und sich mit Spielgemeinschaften behelfen müssen, stellt keine Neuigkeit dar. Dass jedoch Tirols Unterhaus- und Nachwuchs-Schiedsrichter zu wenig sind, dürfte sich noch nicht in der Sportlerszene herumgesprochen haben. Für Besetzungs-Referent Gregor Danler gehört das allerdings zum Alltag: Woche für Woche muss er das Kunststück vollbringen, aus dem Minimum ein Maximum herauszuholen.
„250 Spiele haben wir von Mittwoch bis Dienstag zu besetzen“, holt der 32-Jährige aus. „Von der Regionalliga West bis zum Nachwuchs bräuchten wir idealerweise 300 Schiedsrichter. Mir stehen aber nur 120 bis 150 an jedem Wochenende zur Verfügung.“ Die Lösung? Mehrfach-Einsätze von Freitag bis Sonntag, so mancher Schiedsrichter muss sogar zweimal am Tag ran oder es greift bei akutem Mangel im Nachwuchsbereich der Paragraph 17. Danler: „Da pfeift ein Vereinsschiedsrichter die Partie. Ohne die ginge es ohnehin schon lange nicht mehr.“
Dass es einen akuten Mangel gibt, liegt für Danler vor allem an einer Tatsache: „Wie soll ich einen Job attraktiv präsentieren, wenn den Damen und Herren so viel Hass entgegenwirkt?“ Ein „Ich bring’ dich um“ gehört in sozialen Netzwerken nicht mehr zur Ausnahme.
„Die Situation ist bei uns im Vergleich zu Bayern oder Wien noch weniger schlimm. Tätlichkeiten bleiben noch aus, aber die Hemmschwelle sinkt leider stetig weiter. Es wird von vielen leider ausgeklammert, dass hinter jedem Referee ein Mensch mit Familie steht.“
Kurzfristig wollen Danler und Co. weg von den übervollen Samstagen. Die Fußballspiele sollten vermehrt auf Freitag und Sonntag ausweichen. Natürlich mit dem „Ja“ der Vereine, für die habe Danler größtes Verständnis. Aber der Absamer wünsche sich im Gegenzug auch Verständnis für die angespannte Personalsituation.
Die Zusammenarbeit mit den Vereinen funktioniere prinzipiell gut, man habe verstanden, dass es nur gemeinsam gehe. Danler: „Natürlich machen wir Schiedsrichter auch Fehler, das steht außer Frage. Aber nach dem Schlusspfiff muss eine sachliche Diskussion stattfinden und keine Hetzjagd.“
Ob Funktionäre, Spieler, Zuschauer, freiwillige Helfer oder Schiedsrichter – alle wollen unterm Strich nur eines: an jedem Wochenende der schönsten Nebensache der Welt nachzugehen. Nicht ohne Emotion, aber alles in gemäßigtem Rahmen.