Kletter-WM 2018

Jakob Schubert holt Gold: „Mein Traum ist wahr geworden“

Jakob Schubert ließ bei den Titelkämpfen seine Muskeln weltmeisterlich spielen.
© APA/EXPA/ERICH SPIESS

Zweiter WM-Tag, zweiter Krimi, zweites Gold: Mit letzter Kraft gelingt Jakob Schubert in Innsbruck der wichtigste Griff seiner Karriere. Vor Freunden und Familie krönt sich Tirols Kletter-Star zum Weltmeister.

Von Roman Stelzl und Max Ischia

Innsbruck – Als es um alles geht, um diesen einen entscheidenden Zug, der in wenigen Augenblicken WM-Gold bringen soll, weiß Jakob Schubert, welche Stunde geschlagen hat. „Auf einmal sind die Leute in der Halle noch lauter geworden. Da war mir klar, dass es jetzt zählt. Jetzt ging es um die Wurst, und wohl auch um den Titel“, erzählt der 27-jährige Innsbrucker.

Das Adrenalin pumpt noch durch den Körper des frischgebackenen Vorstieg-Weltmeisters, ein ums andere Mal fallen Schubert an diesem Sonntagabend Familienmitglieder, Freunde, Bekannte um den Hals. Und der Protagonist selbst, der eine ausverkaufte Olympiahalle mit rund 5000 Zuschauern elektrisierte, steigt mit Tränen in den Augen vom Podest. „Das ist der emotionalste Moment meiner Sportkarriere. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder so etwas erleben werde“, lässt der zweifache Weltmeister (2012, 2018) seiner Freude freien Lauf. Papa Peter, Bruder Ben, die Schwestern Hannah (gestern Achte) und Mara – sie alle waren gekommen – sie alle schrien sich die Seele aus dem Leib.

Nach dem WM-Gold-Krimi vom Vortag mit der Wahl-Innsbruckerin Jessica Pilz (NÖ) als Siegerin hätte kaum einer gedacht, dass es noch einmal so knapp wird. Falsch gedacht. Auch im zweiten Wettkampf der Heim-WM sollte das bessere Halbfinale entscheiden. Ging es bei Pilz noch um die bessere Zeit, waren es in diesem Fall Zentimeter, vielleicht sogar Millimeter, die den Unterschied zwischen Schubert und Tschechiens zweitplatziertem Titelverteidger Adam Ondra machten.

Beide hatten die schwierige Route bis zum selben Griff erreicht – dabei hatte Schubert seinen Goldzug gar nicht vollendet, sondern war abgerutscht. „Ich habe mit Adam danach über die Stelle geredet, wo wir beide rausgeflogen sind. Er meinte, der Zug war zu schwer – das finde ich nicht. Aber ich war einfach zu müde dafür!“, schmunzelt Schubert, der als Vorletzter in den Wettkampf gestartet war.

Im Schubert-Lager mit Papa, Bruder und den beiden Schwestern gab es kein Halten mehr.
© Ischia

Den Schlusspunkt setzte Domen Skofic, der nicht zuletzt auch vom Schubert-Clan und den Tiroler Kletterfans lautstark angefeuert wurde. Doch der Slowene sollte scheitern. Und wurde sogleich vom Sieger getröstet „Er ist einer meiner besten Freunde im Weltcup. Aber hier gewinnt nicht der Fitteste, sondern der Nervenstärkste.“ Und das war gestern der Tiroler, der nach Platz zwei im Halbfinale noch das entscheidende Quäntchen drauflegte. Schon vor der (möglichen) Draufgabe in Bouldern und Kombination ist sein Soll erreicht. „Wir haben in den letzten Wochen so viel über diesen Titel geredet. Es war ein Traum. Und der ist jetzt wahr geworden.“

Die fantastischen drei vom Sonntagabend, von links: Adam Ondra, Jakob Schubert und Alex Megos.
© Michael Kristen