Kampf auf Leben und Tod für ausländische Jihadisten in Idlib

Beirut (APA/AFP) - Vor dem Beginn der Offensive auf die syrische Rebellenhochburg Idlib bereiten sich die ausländischen Jihadisten dort auf ...

Beirut (APA/AFP) - Vor dem Beginn der Offensive auf die syrische Rebellenhochburg Idlib bereiten sich die ausländischen Jihadisten dort auf einen Kampf auf Leben und Tod vor. Denn für die tausenden Usbeken, Uiguren und Tschetschenen, die ab 2013 für den „Heiligen Krieg“ nach Syrien gekommen waren, ist Idlib der letzte Rückzugsort im Land.

Eine Ausweichmöglichkeit in Syrien gibt es nicht mehr und nach Hause zurück können sie auch nicht. „Diese Leute können unter keinen Umständen in Syrien integriert werden, sie können nirgendwo anders mehr hin und sind daher womöglich bereit zu sterben“, sagt der Syrienexperte Sam Heller von der International Crisis Group. Während syrische Rebellen in türkisch kontrollierte Gebiete in Nordsyrien gebracht werden könnten, komme dies für die ausländische Jihadisten nicht infrage. „Sie stellen ein echtes Hindernis für eine Lösung dar“, sagt Heller.

Die Türkei ist seit Wochen bemüht, eine Offensive auf Idlib abzuwenden, da sonst ein neuer Flüchtlingsandrang droht. Ein Gipfel am Freitag mit dem Iran und Russland in Teheran brachte jedoch keine Einigung. Vielmehr betonten die beiden Verbündeten des syrischen Machthabers Bashar al-Assad ihre Entschlossenheit, den „Terrorismus“ in Idlib zu beseitigen. Der Beginn einer Offensive scheint daher nur noch eine Frage der Zeit.

Viele der ausländischen Jihadisten in Idlib haben bereits in Afghanistan oder Pakistan gekämpft, bevor sie sich ab 2013 dem Al-Kaida-Ableger in Syrien oder der Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) anschlossen. Während die meisten heute für das Bündnis Hayat Tahrir al-Scham (HTS) kämpfen, das rund 60 Prozent von Idlib kontrolliert, sind andere in kleineren Al-Kaida-nahen Gruppen organisiert wie der Islamischen Partei Turkistans (TIP).

Die Gruppe, deren Hochburg die Stadt Jisr al-Shughur im Westen von Idlib ist, wurde von Uiguren gegründet, einer muslimischen Volksgruppe, die in der westchinesischen Provinz Xinjiang seit langem Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt ist. Die meisten Mitglieder hatten in Afghanistan Kampferfahrung gesammelt, bevor sie nach Syrien kamen, wo sie 2015 halfen, die Truppen von Machthaber Assad aus Idlib zu vertreiben.

Heller sagt, die Gruppe habe viele Waffen aus Regierungsbeständen erobert und sei „eine der kampfstärksten Gruppen im Norden“. Auch der Jihadistenexperte Tore Hamming vom European University Institute erwartet, dass die Uiguren starken Widerstand leisten werden gegen eine Offensive Assads. Sie seien bekannt als gute Kämpfer, auch komme eine Rückkehr in ihre Heimat Xinjiang nicht infrage, sagt Hamming.

Neben Uiguren gibt es in Idlib auch viele kampferprobte Usbeken, die für kleine Al-Kaida-nahe Gruppen wie Katiba al-Tawhid wal-Jihad und die Imam al-Bukhari Brigade kämpfen, deren Onlinepropaganda oft Kindersoldaten zeigt. Die berüchtigtsten Kämpfer in Idlib sind aber die Tschetschenen, die in ihrer Heimat oft jahrelange Kampferfahrung im brutalen Krieg mit der russischen Armee gesammelt haben.

Viele der Tschetschenen hätten mit syrischen Frauen Familien gegründet und würden ihre neue Wahlheimat kaum einfach aufgeben, sagt Joanna Paraszczuk, die für das Spezialmagazin IHS Jane‘s über ausländische Dschihadisten berichtet. Sie erwartet, dass ihre Gruppen Junud al-Scham und Ajnad al-Kawkas sich bei einer Offensive HTS anschließen und Scharfschützen und Elitetruppen zur Verfügung stellen.

Russland, das die syrischen Regierungstruppen bei einer Offensive mit seiner Luftwaffe unterstützt, hat kein Interesse daran, dass die Tschetschenen in ihre Heimat zurückkehren. Die Türkei will sie auch nicht haben, eine Integration in Syrien kommt nicht infrage. Am Ende bleibt für die meisten Tschetschenen und andere ausländische Dschihadisten daher wohl nur der Kampf bis zum Tod.