Mord, Verschwörung, Kryptowährung: „Kill Mr. Bitcoin“
Berlin (APA/dpa) - Eigentlich hat Noah schon genügend Probleme. Sein Chef hat ihn wieder einmal nicht bezahlt, und so hat der Erzähler von „...
Berlin (APA/dpa) - Eigentlich hat Noah schon genügend Probleme. Sein Chef hat ihn wieder einmal nicht bezahlt, und so hat der Erzähler von „Kill Mr. Bitcoin“, dem neuen Roman von Lisa Graf und Ottmar Neuburger, seinen Job als Barkeeper gekündigt. In Berlin wird sich bestimmt ein neuer Job finden.
Aber es kommt alles ganz anders. Auf dem Heimweg kommt er an einem Mann vorbei, der gerade telefoniert. Dabei hört Noah drei Wörter, der ihn zutiefst entsetzen: „Kill Satoshi Nakamoto“. Er erkennt den Mann als einen seiner letzten Gäste in der Bar, einen Amerikaner, der nicht so recht in das Szenelokal passte, sondern eher wie ein Geheimagent wirkte. Instinktiv läuft Noah weg und merkt schnell, dass er verfolgt wird. Auf ihn wird sogar geschossen, aber Noah gelingt es tatsächlich, seinen Verfolger abzuschütteln.
Sein Freund Joe, der in der Welt der Computer mehr zu Hause scheint als in der realen Welt, bringt Noah auf den relevanten Wissensstand. Satoshi Nakamoto gilt als Begründer der Kryptowährung Bitcoin, einem computerbasierten Bezahlsystem, das unter Umständen die bisherigen Finanzsysteme untergraben könnte.
Als dann am nächsten Tag tatsächlich ein Toter namens Satoshi Nakamoto in Berlin gefunden wird, ist für Noah klar, dass er besser die Stadt verlässt, um in Sicherheit zu sein. So beginnt für ihn eine Flucht durch mehrere Länder. Immer begleitet wird er auf seiner Flucht von einem Gefühl, einer anonymen aber gefährlichen Macht ausgeliefert zu sein. Er ist längst nicht so gut versteckt, wie er glaubt und kann zu seinem Entsetzen aufgespürt werden.
Weiter geht seine Flucht in Nordspanien als Pilger auf dem Jakobsweg. Hier ist er auf sich gestellt, ist aber nie vollständig allein. Mit der Hilfe einer ganz speziellen Internetverbindung hält er eine Verbindung zu Joe, der offenbar im Verborgenen Einfluss nimmt. Und Noah trifft mehrere geheimnisumwitterte Menschen, die auftauchen, wo er sie nicht erwartet, und die Dinge zu wissen scheinen, die er sich nicht erklären kann.
Erst in einem Kibbuz am Toten Meer scheint Noahs Flucht ein Ende zu finden. Dort trifft er nicht nur einige Freunde aus Berlin und von unterwegs wieder, er nimmt auch an einer großen Veranstaltung teil, in der es um die Möglichkeiten der Bitcoins geht, die auch Noah auf seiner Reise zur Verfügung gestanden hatten. Außerdem geht es bei der äußerst positiv dargestellten Konferenz um die Frage, ob die Welt, in der Noah, seine Freunde und auch die Leser leben, real ist oder nur eine Computersimulation, in der alles möglich ist.
Graf und Neuburger haben in „Kill Mr. Bitcoin“ sehr geschickt klassische literarische Spannungselemente mit Computerthrillern und dem Thema Kryptowährung kombiniert. Dieses spielt nicht nur eine Rolle in der Handlung, es werden auch zahlreiche Informationen und Hintergründe in den Roman eingebaut.
(S E R V I C E - Lisa Graf und Ottmar Neuburger: „Kill Mr. Bitcoin“, Emons Verlag, Köln, 348 Seiten, 15,40 Euro)