Rad-WM

Tiroler Hoffnung Gall: Vom Liegestuhl in den Rennsattel

Im heimischen Garten in Nußdorf-Debant entspannt Rad-Talent Felix Gall im geliebten Liegestuhl.
© Stelzl

2015 war Felix Gall (20) in Richmond Junioren-Weltmeister – nun greift das Osttiroler Straßenrad-Ass bei der Heim-Weltmeisterschaft als heißestes Eisen im U23-Eliterennen an. Die Hoffnungen sind durchaus berechtigt.

Von Roman Stelzl

Nußdorf-Debant –Der Rasen duftet noch nach dem frisch gemähten Gras, als es sich Felix Gall im Liegestuhl bequem macht. Hier, im heimischen Garten von Nußdorf-Debant, vor den mächtigen Nordwänden der Lienzer Dolomiten, mitten im Grünen, hat das Tiroler Rad-Talent seinen Ruhepol gefunden. „Hier kann ich richtig abschalten“, lächelt Gall unter der Sonnenbrille hervor und ergänzt: „Es ist hier zwar schon etwas abgeschieden. Aber das hat ja auch seine Vorteile.“

Vielleicht trug auch das vor drei Jahren zum unerwarteten Junioren-WM-Titel des 20-Jährigen in Richmond (USA) bei. Das macht ihn heuer zu Österreichs größter Hoffnung im Eliterennen der U23-Klasse bei der Heim-WM in Tirol (28.9.). Denn das familiäre Umfeld war für den in Spittal/Drau geborenen und in Tirol aufgewachsenen Gall stets ein wärmendes Bett. Von hier aus ging es für den Neo-Absolventen der Lienzer Handelsschule zum Fußball, zum Tennis, Skifahren. Und später, mit 13 Jahren, zum Triathlon und damit zu jenem Sport, der Gall mit dem Profi-Ziel vor Augen nach Graz trieb.

„Aber das war nicht so meines, Heimweh hatte ich auch noch. Also habe ich es gelassen – und mich auf den für Kurz-Triathlons unwichtigsten Sport konzentriert“, grinst der selten um einen lockeren Spruch verlegene österreichische „Radsportler des Jahres 2015“. Gemeint ist damit das Rad, dem Gall mit 16 Jahren den Vorzug gab. Es folgten Erfolge um Erfolge – mit Junioren-WM-Gold 2015 in Richmond (USA) als absolutem Höhepunkt. Danach wurde Gall zum Jungstar ernannt, mit Preisen überschüttet – und als Belohnung folgte 2017 der Wechsel zum Farm-Team von Sunweb, dem deutschen World-Tour-Rennstall, dem auch Weltmeister Tom Dumoulin (NED) angehört.

Junioren-Weltmeister Gall beim Farm-Team von Sunweb.
© Cor Vos

Und dann? Wurde es ruhig um den Heeressportler, der Bernhard Eisel sein Vorbild nennt. Bis zum Sommer. Da folgte bei der Tour de Savoir Mont Blanc Gesamtrang vier – und der Sieg in der Nachwuchswertung. „Das war bisher mein bestes Rennen. Je härter es wurde, umso besser war ich. Jetzt bin ich gespannt, wie es bei der Weltmeisterschaft läuft.“

Und Rang 14 bei der Tour de l’Avenir, dem größten Nachwuchsrennen im Radsport, weckt auch die Spannung der Fans. Gall fährt in Hochform, auch Nationaltrainer Franz Hartl schwärmt: „Er ist unheimlich gut drauf.“ Und was ist mit dem anspruchsvollen WM-Kurs rund um Innsbruck? „Der sollte mir liegen“, meint Gall. „Mittlerweile kenne ich alles von der Strecke – und vor Freunden und Familien zu fahren, das ist richtig cool.“

Dass Felix Gall in entscheidenden (WM-)Momenten sein ganzes Potenzial abrufen kann, hat er ja schon vor drei Jahren bewiesen. Und auf eine Wiederholung solcher Kunststücke hofft nicht nur er selbst, auch Österreichs Radszene darf hoffen.

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