Mehr Afghanen derzeit durch Dürre vertrieben als wegen Konflikten
Genf (APA/Reuters) - Laut den Vereinten Nationen (UNO) sind insgesamt 275.000 Menschen durch eine Dürre im Westen Afghanistans vertrieben wo...
Genf (APA/Reuters) - Laut den Vereinten Nationen (UNO) sind insgesamt 275.000 Menschen durch eine Dürre im Westen Afghanistans vertrieben worden. Das sind um 52.000 mehr als die Zahl jener Personen, die in diesem Jahr bisher aufgrund von Konflikten ihre Heimat verlassen haben. Insgesamt seien derzeit zwei Millionen von der Wasserknappheit bedroht, teilten die Vereinten Nationen mit.
Den Berichten von UNO und Hilfsorganisationen zufolge mangelt es den Bauer zudem an Saatgut, um ihre Felder nach Missernten in einigen Regionen neu zu bestellen. Zudem würden Viehbestände verhungern. Fast 20 Millionen Afghanen seien auf landwirtschaftliche Erträge angewiesen, sagten Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums. Diese seien 2018 um 45 Prozent gesunken.
Das Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten berichtete, dass vergangene Woche 120.000 Menschen, die vor der Dürre geflüchtet sind, in Qala-i-Naw, einer Distrikthauptstadt in der Provinz Badghis, angekommen seien. In einem zweiten UN-Bericht mit Daten von August wird von 100.000 Personen ausgegangen, die aus dem selben Grund nach Herat flüchteten. Es wird geschätzt, dass dieses Jahr 2,2 Millionen Afghanen von der Trockenperiode betroffen sein werden.
Die Vereinten Nationen zitierten ein Gutachten der Hilfsorganisation World Vision International, nach dem 99 Prozent der Bewohner der Provinz Badghis angaben, dass ihre Nahrungssituation schlechter oder viel schlechter sei als vergangenes Jahr. „Das Gutachten legt nahe, dass die meisten Bauern die Ernte der letzten Saison verloren haben, und dass fast allen Saatgut für eine neue Bepflanzung fehlen,“ steht im Bericht der UNO. Zudem seien rund 40 Prozent des Nutzviehs in Badghis aufgrund von Futterknappheit verendet.
Das Famine Early Warning Systems Network (FEWS NET), ein US finanziertes Analysesystem zur Ernährungsunsicherheit, teilte in einem Ende August veröffentlichten Bericht mit, dass die Zahl der Afghanen in einer Ernährungs-“Krise“ atypisch hoch sei. „Krise“ ist die dritte Stufe einer fünfteiligen Skala.