Ski alpin: „58er“ Wirnsberger feiert 60. Geburtstag
Vordernberg/Wien (APA) - Peter Wirnsberger wird am (morgigen) Donnerstag 60 Jahre alt. Der Steirer ist einer aus der legendären 1958er-Gener...
Vordernberg/Wien (APA) - Peter Wirnsberger wird am (morgigen) Donnerstag 60 Jahre alt. Der Steirer ist einer aus der legendären 1958er-Generation österreichischer und von Karl Kahr gecoachter Skirennläufer, zu der auch Leo Stock, Anton Steiner, Hans Enn oder Harti Weirather gehören. Wirnsberger selbst hat acht Abfahrtssiege gefeiert, 1980 Olympia- und WM-Silber sowie 1986 den Abfahrts-Weltcup gewonnen.
Heute lebt der am 13. September 1958 geborene Vater von zwei erwachsenen Töchtern nach wie vor großteils in Vordernberg nahe dem steirischen Erzberg und ist als Gutachter für Ski- und Snowboard-Unfälle tätig. Wirnsberger war keiner, der sich während oder nach seiner Karriere sonderlich ins Rampenlicht gedrängt hat. Auf der persönlichen Hitliste stehen deshalb auch nicht Triumphe wie in Kitzbühel oder Wengen ganz oben, sondern dass er sich über eineinhalb Jahrzehnte lang im Weltcup gehalten hat. „16 Jahre im österreichischen Ski-Nationalteam, das spricht für sich und macht mich stolz“, so Wirnsberger.
Zwei Ereignisse werden speziell immer mit Wirnsberger in Verbindung stehen. 1980 musste er sich in Lake Placid nur Landsmann Leo Stock geschlagen geben, nachdem sich der Tiroler als Ersatzmann erst im letzten Moment für die Olympia-Abfahrt in den USA qualifiziert hatte. 1992 verunglückte der ebenfalls Skirennen fahrende Namensvetter Peter Wirnsberger II aus Kärnten tödlich, im ersten Schock kam es zu Verwechslungen. „Vor allem im Ausland haben anfangs viele geglaubt, es hat mich erwischt“, erzählte Wirnsberger im APA-Gespräch. „Es war aber rasch aufgeklärt. Ich war unendlich traurig, weil ich ihn sehr gut gekannt habe. Dass jemand namensgleich, aber ohne Verwandtschaftsbeziehung zur gleichen Zeit den gleichen Sport auf höchstem Niveau betreibt, das gibt es wohl selten.“
Wirnsberger fuhr in einer Ära, in der auch Legenden wie Ingemar Stenmark oder Annemarie Moser-Pröll noch am Start waren. Es waren analog zur Formel 1 auch für Skirennfahrer extrem gefährliche Zeiten, in denen viel zu viele auf (1991 Gernot Reinstadler, 1994 Ulrike Maier) oder abseits der Rennpiste (Sepp Walcher, Rudi Nierlich, Alois Kahr, Jörg Oberhammer) ihre Begeisterung für den Skirennsport mit dem Leben bezahlten.
„Es war einem weder bewusst, dass man gerade mit Legenden am Start steht, noch, wie gefährlich das Ganze tatsächlich ist“, sagte Wirnsberger nun im Rückblick. „Aber wenn man heute die Strecken mit damals vergleicht, muss man fast von Harakiri sprechen“, betonte Wirnsberger. „Heute steht in der Kitzbüheler Steilhang-Ausfahrt ein doppeltes Hochsicherheitsnetz, damals waren dort gerade mal doppelte Reihen an Strohballen.“
Der kanadische Rennfahrer Steve Podborski stürzte damal dort hinunter in den Wald. „Er hat mir erzählt, dass er dort gelegen ist und niemand ihn gefunden hat. Er musste zu Fuß ins Ziel. Das ist heute alles unvorstellbar“, erinnerte sich Wirnsberger. „Es war alles für jeden, der runtergefahren ist, halt auch mit sehr viel Glück verbunden. Gott sei Dank hat sich das Thema Sicherheit sehr zum Guten entwickelt.“
Der einst von Kahr „entdeckte“ („Ich war praktisch schon ausgemustert, er hat mich wieder ins Team geholt“) Wirnsberger überlebte und verfolgt heute auch als Skiunfall-Experte speziell die Rennen in Österreich mit großem Interesse. „Schade dass man im Fernsehen nicht wirklich sieht, wie schnell es dahingeht“, so sein Eindruck.
Im Vergleich zu seinerzeit würde man den „gewaltigen“ Unterschied sehen, „was Geschwindigkeit ist und was die mit deinem Körper und den Skiern macht“. Wenn man mit Pistenraupen präpariere, „wird es halt glatt, und man sieht die Kurvengeschwindigkeit nicht, obwohl die skifahrerische Leistung extrem hoch ist. Erst wenn ein Fehler passiert, erkennt man, welche Kräfte da wirken.“ Wirnsberger begrüßt die heutige Arbeit der FIS-Experten ausdrücklich. „Ich vertraue, wenn ein Hannes Trinkl am Werk ist.“
Wirnsberger war in seiner Karriere ein wahres Stehaufmännchen. Von 1976 bis 1980 lief es großartig, dann folgten gleich mehrere Jahre ohne Sieg. Erst ab Mitte der 1980er-Jahre ging es wieder aufwärts und im Winter 1985/86 holte er sich mit vier Abfahrtssiegen in Folge die Kristallkugel für die „Königsdisziplin“. Nach dem Karriere-Ende 1992 war er u.a. Vertreter der Rennfahrer bei Weltcup-Rennen.
Marcel Hirscher ist für Wirnsberger skifahrerisch „natürlich unglaublich“. Der Salzburger hat ihn vergangenes Jahr aber auch zum Schmunzeln gebracht. Denn auch Wirnsberger hatte 1994 seine Susanne (eine Tirolerin) auf Ibiza geheiratet. „So gesehen waren wir Erster.“ Gefeiert wird am Donnerstag daheim und mit der Familie. Wirnsberger: „Mir geht es hervorragend. Ich bin gesund und sehr zufrieden.“