Kletter-WM 2018

Ein WM-Abschied in Innsbruck Hand in Hand

Nach fast 15 Jahren im Weltcup ist für die 30-jährige Innsbruckerin Katharina Saurwein sowie für ihren niederländischen Ehemann Jorg Verhoeven Schluss mit dem Wettkampf-Klettern.
© Rudy De Moor

Sie sind seit 14 Jahren ein Paar, bei der Kletter-WM beenden sie gemeinsam ihre Karriere: die Tirolerin Katharina Saurwein und Ehemann Jorg Verhoeven.

Von Roman Stelzl

Innsbruck –Es hat etwas Vertrautes, wenn Katharina Saur­wein an der Seite von Ehemann Jorg Verhoeven durch die Innsbrucker Altstadt schlendert. Weniger wegen der Tatsache, dass es die Heimatstadt der beiden Kletterer ist. Sondern mehr deswegen, weil die beiden untrennbar zu sein scheinen.

Im Jahr 2004, vor „einer halben Ewigkeit“, wie Ehemann Verhoeven verschmitzt anfügt, fanden die 30-jährige Tirolerin und der um knapp drei Jahre ältere Niederländer zusammen.

Und schon davor, im November 2003, bestritten sie Seite an Seite das Weltcup-Debüt in Kranj (SLO), ihren ersten großen Wettkampf, gemeinsam. Und sie werden mit der WM in Innsbruck auch den letzten Wettkampf gemeinsam bestreiten. „Wir haben gleichzeitig angefangen und wir hören gleichzeitig auf“, erzählt Saurwein, als sie mit dem Eis in der Hand unter dem Goldenen Dachl vorbei­spaziert. Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, gesteht die Innsbruckerin, die nach dem Boulder-Erfolg 2008 in Moskau die einzige aktive Tiroler Weltcupsiegerin bei der WM ist. „Aber es fühlt sich richtig an, jetzt aufzuhören. Umso schöner ist es dann, dass wir mehr reisen können“, ergänzt Saurwein, die nach fast 15 Jahren im Weltcup vermehrt mit Ehemann Verhoeven (seit 2015 verheiratet) am Felsen unterwegs sein will.

Der Entschluss war ihr nicht leichtgefallen. Doch nachdem die EM-Dritte von Innsbruck 2015 im Vorjahr am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte, schmolz die Motivation dahin. Saurwein: „Es gab noch heuer im Frühjahr Tage, da war ich so fertig, dass ich nichts machen konnte. Aber für die WM wollte ich es noch einmal versuchen. Ich hätte mir das sonst nicht angetan“, ergänzt Saurwein, „Ich habe echt viel trainiert und fühle mich halbwegs fit. Das Ziel ist es, in der Olympiahalle zu klettern.“

Das Ziel hatte sie mit Rang 17 in der Boulder-Qualifikation erreicht. Morgen (13 Uhr) folgt der WM-Showdown. Ehemann Verhoeven, der ebenfalls bereits am Weltcup-Podest gestanden war, wurde im Vorstieg starker Elfter, verpasste aber gestern die Boulder-Qualifikation. „Ich bin nicht mehr so fit wie früher. Die WM wird offiziell mein letzter Bewerb sein.“

Die wettkampffreie Zeit soll nun aber nicht nur ins Felsklettern investiert werden: Saurwein arbeitet seit 2016 mit dem Paraclimbing-Team zusammen und wird sich ihrer Trainerfunktion vermehrt widmen. „Es ist unheimlich schön, welche Freude die Para­climber am Klettern haben“, sagt Saurwein,

„Und wenn sie dir erzählen, dass sie damit auch den Alltag besser meistern können, ist das schon etwas ganz Besonderes.“ Es ist eine Aufgabe, die nahtlos an die Karriere anknüpft. Vorerst für Saurwein alleine. Und ausnahmsweise ohne ihren Jorg.