Das Stillleben lebt: Kunst Haus Wien zeigt moderne Interpretationen

Wien (APA) - Das Stillleben lebt: Das will das Kunst Haus Wien mit der Herbstausstellung „Stillleben. Eigensinn der Dinge“ vermitteln, die a...

Wien (APA) - Das Stillleben lebt: Das will das Kunst Haus Wien mit der Herbstausstellung „Stillleben. Eigensinn der Dinge“ vermitteln, die am Mittwochabend eröffnet wird. Zwischen Verbildlichung der Globalisierung und Verlangsamung des Alltags zeigen Fotografien, was in der zeitgenössischen Darstellung von alltäglichen Dingen stecken kann.

Persönlichkeiten wie Pablo Picasso hätten diese Bildform aufgegriffen, erklärt Kunst Haus-Direktorin Bettina Leidl bei der Presseführung, „und auch heute stößt man in Künstlerateliers immer öfter auf Stillleben“. Bis zum 17. Februar widmet das Kunst Haus Wien dieser Kunstform zwei Stockwerke, 26 internationale Künstler wirken mit.

Viele Anklänge etwa an die niederländischen Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts, die beim Wort „Stillleben“ wohl zuallererst assoziiert werden, sollte man dabei allerdings nicht erwarten. Statt Malerei setzt das Kunst Haus auf Fotografien, typische Bildobjekte wie Früchte oder Blumengestecke wurden durch Alltagsgegenstände und Massenkonsumgüter wie Jacken und Kaugummis ersetzt. So wirkt die Ausstellung trotz des scheinbar antiquierten Themas hochgradig modern.

Kuratorin Maren Lübke-Tidow hat die unterschiedlichen Aspekte und Interpretationsmöglichkeiten des zeitgenössischen Stilllebens greifbar und verständlich aufbereitet. Andrzej Steinbach etwa verweist in seiner Arbeit auf die heutige Beziehung zwischen Dingen und Menschen, indem er die Fotografie einer scheinbar achtlos auf den Boden geworfenen Bomberjacke mit einer von Steinen - potenziellen Wurfgeschoßen - kombiniert. „Die Bomberjacke hat die politische Sprengkraft, die sie vorher hatte, verloren“, so Lübke-Tidow bei der heutigen Presseführung. Sie ist damit zum Objekt der Kommerzialisierung geworden. Oft steht aber auch das abgebildete Ding an sich im Vordergrund.

In einer hektischen und vom Internet stark beeinflussten Gegenwart kann das Stillleben auch eine verlangsamende Wirkung haben. So widmet sich das Kunst Haus auch solchen Fotografien, bei denen nicht sofort erkennbar ist, was sich darauf befindet. Etwa Zoe Leonards Fotos von festgetretenen Kaugummis, die zunächst eher wie abstrakte Kunst wirken. Oder auch die Bilder von gefundenen Jacken von Gerald Domenig, der als einer von sechs Österreichern in der Ausstellung vertreten ist. Er will Besucher damit animieren, „irritiert zu sein, stehen zu bleiben und zu schauen“. Meist wurden die Dinge so abgelichtet, wie sie von den Fotografen im Alltag gefunden wurden. Und gerade weil so manche Bilder dadurch an Ästhetik einbüßen, sind die Verweise an die Realität so glaubwürdig.

Das Kunst Haus Wien erhält übrigens morgen, Donnerstag, als erstes heimisches Museum das Österreichische Umweltzeichen verliehen, eine Zertifizierung, mit der sich Einrichtungen zu Umweltschutz und nachhaltiger Qualität verpflichten.

(S E R V I C E - Ausstellung „Stillleben. Eigensinn der Dinge“, Kunst Haus Wien, 3., Untere Weißgerberstraße 13; vom 13.9. bis 17.2. 2019, tgl. 10-18 Uhr, www.kunsthauswien.at)