Russischer Ex-Freischärlerführer kritisiert Kreml-Politik im Donbass
Moskau/Donezk/Kiew (APA) - Der russische Ex-Freischärlerführer Igor Girkin, der 2014 für den Ausbruch von Kriegshandlungen im Donbass mitver...
Moskau/Donezk/Kiew (APA) - Der russische Ex-Freischärlerführer Igor Girkin, der 2014 für den Ausbruch von Kriegshandlungen im Donbass mitverantwortlich war, übt massive Kritik an der Politik des Kreml nach der kürzlichen Ermordung des Donezker „Republikchefs“ Aleksandr Sachartschenko. Denis Puschilins Ernennung zum Nachfolger Sachartschenkos sei äußerst unglücklich, sagte Girkin Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Moskau.
Der vergangene Woche zum interimistischen Chef der selbsterklärten „Donezker Volksrepublik“ (DNR) ernannte Puschilin werde als ehemaliger Unterhändler in Minsk insbesondere als Reizfaktor gesehen. „Er hat keine Unterstützung bei der Bevölkerung und bei Militärs im Donbass und kann wegen seiner langjährigen Tätigkeit für das Pyramidenspiel MMM zu Recht als Gauner bezeichnet werden“, sagte der russische Hardcore-Nationalist Girkin.
Die Meinung der Bevölkerung im Donbass spiele jedoch für die „Manipulatoren im Kreml“ um den diesbezüglich verantwortlichen Putin-Berater Wladislaw Surkow keine Rolle, betonte der Ex-Freischärler, der in Moskau als einer der schärfsten Kritiker Surkows gilt. Wenn es in der DNR ehrliche Wahlen geben würde, würde Puschilin gegen Null Prozent der Stimmen bekommen, sagte Girkin mit Verweis auf dieser Tage für November angekündigte Wahlen in Donezk. „Aus Moskauer Sicht ist er aber gerade deshalb nützlich und kann die Funktion als Marionette besser als sein Vorgänger Sachartschenko erfüllen“, erklärte er.
Hinter der Ermordung Sachartschenkos vermutete Girkin lokale Kräfte. Er könne zwar eine Rolle Kiews nicht ausschließen, am wahrscheinlichsten sei jedoch, dass Sachartschenko kriminellen Auseinandersetzungen vor Ort zum Opfer gefallen sei, sagte er. Die „Volksrepubliken“ seien Grauzonen, aus denen nicht nur Kohle, sondern auch Alkohol und Zigaretten in Richtung Ukraine und Russland geschmuggelt werde. „Sachartschenko war selbst stark in graue Schemen involviert, er hat damit oligarchische und verbrecherische Gruppierungen gestört“, begründete der Ex-Freischärler, der auch nach seiner Rückkehr nach Russland im Sommer 2014 in der Ostukraine als gut vernetzt gilt.