Shoppingfreier Sonntag in Italien: Unternehmer dagegen
Rom (APA) - Der Plan der italienischen Regierung, wonach Einkaufszentren und Supermärkte künftig an Sonn-und Feiertagen geschlossen bleiben ...
Rom (APA) - Der Plan der italienischen Regierung, wonach Einkaufszentren und Supermärkte künftig an Sonn-und Feiertagen geschlossen bleiben sollen, sorgt für hitzige Diskussionen. Der Chef von Italiens Industriellenverbands Confindustria, Vincenzo Boccia, sprach am Mittwoch von einer „strafenden und dogmatischen Maßnahme“.
„Die Einkaufszentren sonntags zu schließen, um die Interessen des Kleinhandels zu verteidigen, ist nicht der richtige Weg, den Italien beschreiten soll. Wir sollten auf das Dogma des Sonntags verzichten, denn ansonsten müssten auch Restaurants schließen“, kommentierte Boccia. Die Gefahr sei, den Internethandel noch mehr zu begünstigen.
Der Ex-Industrieminister und sozialdemokratischer Senator Carlo Calenda meinte, die Pläne zur Einführung des shoppingfreien Sonntags seien ein Geschenk für den E-Commerce-Gigant Amazon. „Amazon feiert“, kommentierte Calenda.
Die rechte Lega berichtete, sie halte an dem Vorhaben fest, demnach die Geschäfte lediglich an acht Sonntagen oder Feiertagen im Jahr offen halten könnten. „Es handelt sich um eine Maßnahme, die vom Kleinhandel stark gefordert wird. Dieser ist wegen des Drucks der wilden Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten und der Konkurrenz des Großhandels schwer benachteiligt worden. Wir wollen den traditionellen Kleinhandel fördern und zugleich den Familien eine Botschaft senden: Die Freizeit darf nicht nur dem Konsum gewidmet werden“, betonte der Lega-Fraktionschef in der Abgeordnetenkammer Riccardo Molinari. In den Stadtzentren seien in den letzten Jahren unzählige Geschäfte zur Schließung gezwungen worden. Das führe zu einer „Einöde“ in den Stadtzentren, klagte Molinari.
In der Abgeordnetenkammer liegt schon ein Gesetzentwurf vor, der Ausnahmen zur sonntäglichen Schließung unter anderem für Restaurants und Cafés sowie für Geschäfte in Touristenorten vorsieht. Die katholische Kirche und die Gewerkschaften befürworten die Sonntagsruhe. Dagegen stemmt sich die oppositionelle PD-Partei. „Bald wird uns Arbeitsminister Di Maio auch eine Stunde Siesta am Nachmittag vorschreiben“, kritisierte Ex-Premier Matteo Renzi.