Mangelberufe - Wirtschaft jubelt über Öffnung für Drittländer

Wien (APA) - Die Bundesregierung setzt zwei Forderungen der Wirtschaft um und regionalisiert die Liste für Mangelberufe sowie vereinfacht de...

Wien (APA) - Die Bundesregierung setzt zwei Forderungen der Wirtschaft um und regionalisiert die Liste für Mangelberufe sowie vereinfacht den Zugang zur Rot-Weiß-Rot-Card. Dass Lehrlinge mit negativem Asylbescheid zeitnah abgeschoben werden sollen, stört allerdings die Wirtschaftstreibenden - und führt zu Zwist mit der FPÖ.

Heute haben das Wirtschafts- und das Sozialministerium in einem Ministerratsvortrag ihre Joboffensive konkretisiert, mit der 100.000 Jobsuchende einen Arbeitsplatz finden sollen. Demnach soll, wie schon angekündigt, die Mangelberufsliste des Sozialministeriums regionalisiert werden. Beispielsweise sollen dann Köche in Westösterreich Mangelware sein, in Wien aber nicht. Dies soll mit der nächsten Novelle der Liste erfolgen, die mit 1. Jänner 2019 in Kraft treten wird, wie es aus dem Wirtschaftsressort zur APA hieß.

Die Liste der Mangelberufe definiert jene Jobs, in denen Menschen aus Ländern außerhalb der EU legal in Österreich arbeiten dürfen. Wobei der Mangel recht unterschiedlich ist. In Tirol kamen im August auf 324 offene Stellen als Koch 120 arbeitslose Köche. In Wien standen 340 offenen Stellen 917 arbeitslose Köche gegenüber.

Des Weiteren wollen das Wirtschafts- und das Sozialministerium die Rot-Weiß-Rot-Card modernisieren. Diese ist laut Wirtschaftskammer zu bürokratisch. Nun sollen bis Ende des Jahres Ergebnisse vorliegen, wie diese bürokratischen Hürden umschifft werden. So soll der Nachweis einer Unterkunft bereits bei der Antragstellung wegfallen und die Systematik des Punkteschemas (z. B. weniger starke Gewichtung auf das Alter) überarbeitet werden, so Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) in ihrem Vortrag zum Ministerrat.

Dafür gab es Lob aus der Industrie und dem Tourismus. „Mit der Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte wird eine langjährige Empfehlung aus der Praxis umgesetzt“, so Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV). Und Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, hielt fest: „Gerade durch die Regionalisierung der Mangelberufsliste wird den Bundesländern, in denen eklatanter Fachkräftemangel herrscht, geholfen, indem über die Rot-Weiß-Rot-Karte auch Drittstaatsangehörigen der Zugang zu Mangelberufen gewährt wird.“

Wenig Freude herrschte hingegen heute bei Karl Baron, Präsident der Freiheitlichen Wirtschaft. Er kritisiert den ehemaligen ÖVP-Wirtschaftsminister und nunmehrigen Wirtschaftskammer-Präsidenten Harald Mahrer scharf wegen dessen Forderung nach einem qualifizierten Fachkräftezuzug. Er frage sich, ob Mahrer von der ÖVP zur SPÖ gewechselt sei.

„Was wir bisher wissen ist, dass die Zuwanderung den Facharbeitermangel nicht gelöst, sondern nur verstärkt hat. Wien hat mehr als genug Zuwanderer - der Großteil von denen findet sich statistisch aber nicht als dringend benötigte Fachkräfte, sondern als unvermittelbare Langzeitarbeitslose wieder“, behauptet Baron. Sein Fazit: „Weitere Zuwanderung in dem Wissen um die Qualitäten der durchschnittlichen Zuwanderer zu fordern, ist nicht nur kontraproduktiv, sondern zudem völlig unverständlich.“

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http://www.iv-net.at/ ~ APA434 2018-09-12/16:01