Verkehrszuwachs frisst in der Luftfahrt Erfolg bei CO2-Reduktion auf
Wien/Schwechat (APA) - Airlines und Flugzeughersteller wollen den Luftverkehr „grüner“ und „sauberer“ machen, stellen sich aber auch darauf ...
Wien/Schwechat (APA) - Airlines und Flugzeughersteller wollen den Luftverkehr „grüner“ und „sauberer“ machen, stellen sich aber auch darauf ein, dass der letzte Tropfen Erdöl in einen Flugzeugtank fließen könnte. Nachhaltige Alternativen zum fossilen Kerosin dürften viele Milliarden verschlingen, bis sie von der Laborphase in die Massenproduktion gelangen, und wohl auch teurer bleiben. Außerdem drängt die Zeit.
Bis 2050 wird mit einer Verdreifachung des Kerosinverbrauchs durch die Luftfahrtgesellschaften gerechnet. Das jährliche Verkehrs- und damit Verbrauchswachstum frisst die jährlichen Treibstoff-Effizienzsteigerungsraten auf. Mit den bisherigen jährlichen „Effizienzgewinnen“ wären die von der Branche gesteckten Klimaziele bis 2050 nicht zu halten.
Die Luftfahrt-Branche hat sich verpflichtet, bis 2050 die CO2-Emissionen verglichen mit 2005 zu halbieren. Selbst bei wohlwollender Betrachtung bräuchte es, um auf die Hälfte (von 2005) herunterzukommen, eine 80-prozentige Reduktion des CO2-Fußabdrucks, rechnete der deutsche Experte Arne Roth (Bauhaus Luftfahrt e.V.) am Mittwoch beim heurigen Luftfahrtsymposium in Wien vor. Dafür brauche es riesige Mengen alternativer Kraftstoffe. Dabei gelten die hohen Kosten als die größte Herausforderung. Freiwillig, so Roth, werde die Luftfahrt wohl nicht auf teureren Ersatz für fossiles Kerosin umsteigen. Er meint, dass es ohne Förderung in die Entwicklung nicht gehen wird.
Die Maschinen der großen Flugzeughersteller verbrauchen dank energiesparender Triebwerke immer weniger Sprit als die jeweiligen Vorgängermodelle. Laut Boeing-Marketingmanager Drew Magill sind etwa Flugzeuge des Typs 737 Max heute schon so effizient unterwegs wie Elektroautos. Das große Thema wird der Treibstoff der Zukunft, denn die Luftfahrt braucht weiter Flüssigkraftstoffe. Wobei nachhaltige Treibstoffe - die nach bisherigen Berechnungen bis zu sieben mal so teuer sind wir herkömmlicher Flugzeugtreibstoff - nicht zwingend Biomasse-Treibstoffe sein müssen, sagte der Chef des Luftfahrtverbands Peter Malanik heute. Denn hier konkurriere man mit der Nahrungsmitteproduktion.
Es müsste also „Alternativen geben, ohne dass man halb Europa auf Raps umstellen muss“, meint Malanik. Viel erwartet sich die Branche von Tests für synthetische Treibstoffe, zum Teil mithilfe des Einsatzes von Erdgas, die in der Folge entsprechende Großinvestitionen und Kooperationen voraussetzten. Auch Airlines könnten sich als Forschungskonsortien beteiligen.
Auch für Alexis von Hoensbroech, seit sechs Wochen Chef der österreichischen Lufthansa-Tochter AUA (Austrian Airlines) steht die Reduktion des CO2-Ausstoßes ganz oben auf der Prioritätenliste der Airline. Jede Investition in den Kostenfaktor Treibstoff sei in der Regel eine lohende Investition. Einsparungen lägen hier im ureigensten Interesse der Branche. Den Luftverkehr speziell in Österreich sieht er als vergleichsweise „überschaubaren“ Verursacher der Treibhausgase: Der Luftfahrt in Österreich wurde für das Jahr 2015 eine CO2-Belastung von 2,2 Millionen Tonnen beigemessen. Dem gegenüber stoße ein großes Kohlekraftwerk in Deutschland im Schnitt 30 Millionen Tonnen aus, also 15 mal so viel wie der gesamte österreichische Luftverkehr.
~ WEB http://www.austrian.com ~ APA450 2018-09-12/16:28