Master-Affäre - Spaniens Sozialisten fordern Rücktritt von Casado

Madrid (APA) - Die spanischen Sozialisten haben am Mittwoch im sogenannten „Master-Skandal“ den Rücktritt des neuen konservativen Opposition...

Madrid (APA) - Die spanischen Sozialisten haben am Mittwoch im sogenannten „Master-Skandal“ den Rücktritt des neuen konservativen Oppositionsführers Pablo Casado gefordert. Es gebe auch bei Casado Unregelmäßigkeiten beim Erwerb seines Mastertitels, erklärte PSOE-Fraktionssprecherin Adriana Lastra am Mittwoch im Parlament.

Die sozialistische Gesundheitsministerin Carmen Monton gab am Dienstagabend ihren Rücktritt bekannt, nachdem Medien zunächst über einen angeblich erschwindelten Masterabschluss berichteten. Danach stellte die betreffende Juan Carlos Universität in Madrid klar, Monton habe bei ihrer Abschlussarbeit vor sieben Jahren anscheinend abgeschrieben.

„Ich war immer transparent und ehrlich. Wie ich mehrfach erklärt habe, habe ich mir keine Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen lassen“, versicherte Monton vor Journalisten in Madrid. Auf Twitter erklärte sie, sie trete zurück, um der Regierung des Wandels von Pedro Sanchez nicht zu schaden.

PSOE-Sprecherin Lastra nannte Montons Verhalten als vorbildlich und legte Oppositionschef Casado nahe, freiwillig dem Beispiel Montons zu folgen. Casados Mastertitel an der selben Universität steht bereits seit Wochen unter Verdacht. Seine dargelegten Dokumente über die Legitimität seines eventuell illegal erworbenen Mastertitels lassen immer noch Zweifel offen. Derzeit prüft das Oberste Gericht Spaniens den Fall.

Die spanische Zeitung „El Pais“ bezeichnete den Rücktritt Montons als „Worst-Case-Szenario“ für den Oppositionsführer, der nun noch weiter unter Druck gerät. Der Generalsekretär der Volkspartei (PP), Teodoro Garcia, sprach von einem „Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen“. Hinter vorgehaltener Hand hatten führende PP-Vertreter aber am Montag eingeräumt: „Wenn Monton standhält, werden wir ein Problem los. Wenn sie zurücktritt, bekommen wir ein enormes Problem.“

Bereits vor dem Sommer hatte die konservative Madrider Regionalpräsidentin Cristina Cifuentes wegen eines erschwindelten Masters zurücktreten. Anscheinend versuchte die Madrider Universität aus Prestigegründen wichtige Politiker für ihre Masterstudiengänge zu gewinnen, indem sie ihnen den Erwerb erleichterte. Der Fall wird bereits von der Staatsanwaltschaft untersucht, die zuständigen Studienleiter verhört.

Unterdessen kam es am Mittwoch zu einem aggressiven Wortgefecht zwischen Pedro Sanchez und dem liberalen Ciudadanos-Chef Albert Rivera. Rivera forderte im parlamentarischen Kontrollausschuss Sanchez auf, die Gültigkeit seines Doktortitels in Wirtschaftswissenschaften nachweisen. Es gebe begründeten Verdacht. Sanchez, der am heutigen Mittwoch mit Bundeskanzler und EU-Ratsvorsitzenden Sebastian Kurz (ÖVP) in Madrid zusammentrifft, reagierte erbost und kritisierte Rivera, eine politische „Schlammschlacht“ auslösen zu wollen.

Riveras Anspielungen führten dazu, dass ein Run auf die Dissertation des Regierungschefs einsetzte. Zahlreiche Journalisten fuhren am Mittwoch zur Privatuniversität Camilo Jose Cela im Madrider Vorort Villanueva del Pardillo, um in der dortigen Bibliothek das einzige Exemplar der Doktorarbeit in Augenschein zu nehmen. Für Spekulationen sorgte, dass Sanchez eine Digitalisierung der im Jahr 2012 fertiggestellten Arbeit verhindert hatte. Auch die Anfertigung von Kopien ist untersagt.