„Wollte halt gut dastehen“: Haft für Tiroler Versicherungsmakler
Mehr als 424.000 Euro steckte sich ein Tiroler Versicherungsmakler in die eigene Tasche.
Innsbruck Einst angesehener Versicherungsmakler, am Donnerstag am Landesgericht Innsbruck wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges in über 130 Fällen verurteilt: Vor Richter Josef Geisler beteuerte der 31-Jährige, dass er vor Jahren einzig aus falsch verstandenem Kundendienst auf die schiefe Bahn gekommen sei. So wollte der Unterländer für Kunden selbst Leistungen erbracht haben, wenn die eigentliche Versicherung einen Schadensfall ablehnte. „Ich wollte halt vor den Kunden gut dastehen. Irgendwann ging das aber ins Geld", erklärte der Angeklagte. Um das Finanzloch aufzufüllen, zog der 31-Jährige ab 2010 alle Register. Mit Kunden-Vollmachten ausgestattet, hatte der Makler begonnen, sich gewerbsmäßig Versicherungsauszahlungen auf das eigene Konto zu überweisen. Teilweise hatte der Makler Kunden aber auch nur einen Teil der Versicherungsleistung weitergegeben.
Über sechs Jahre wurde dies zur einträglichen Gewohnheit. So steckte sich der Unterländer 424.394 Euro in die eigene Tasche. Eine Unstimmigkeit bei der Auszahlung einer Lebensversicherung und die Revision einer Versicherung (es war aufgefallen, dass ungewöhnlich viele Überweisungen an das Makler-Konto gingen) ließen den Riesenbetrug auffliegen. Da der Makler daraufhin die Ermittlungen behindern wollte, war er sogar in U-Haft gewandert.
Am Donnerstag drohten bis zu zehn Jahre Haft. Auf Geheiß von Verteidigerin Eva Kathrein zeigte sich der Angeklagte voll geständig. Noch mehr beeindruckte Richter Geisler, dass auch der gesamte Schadensbetrag bei Gericht hinterlegt war. Geisler: „Eine echte Seltenheit. Das Gericht wird das honorieren!" So kam es. Zwei Jahre Haft, davon gerade acht Monate unbedingt, ergingen. Dazu erklärte das Gericht aber auch noch 160.406 Euro an den Staat verfallen.
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Bis zu 15 Jahre Haft drohen vier jungen Afghanen. Sie sollen sich laut Staatsanwaltschaft mit Landsleuten am Innsbrucker Drogenmarkt breitgemacht und um die 15 Kilogramm Cannabis in Verkehr gebracht haben. Der Großprozess musste erneut vertagt werden. Randnotiz: Elf bisherige Zeugen haben sich bereits ein Strafverfahren wegen Falschaussage eingehandelt, vier wurden schon verurteilt. (fell)