Messerattacken 3 - Psychiater: „Meiner Meinung nach Amoklauf“

Wien (APA) - „Meiner Meinung nach war das ein Amoklauf, wie er in der heutigen Zeit leider immer öfter vorkommt“, sagte der psychiatrische S...

Wien (APA) - „Meiner Meinung nach war das ein Amoklauf, wie er in der heutigen Zeit leider immer öfter vorkommt“, sagte der psychiatrische Sachverständige Peter Hofmann. Zorn, Wut. Frustration und Kränkung hatten sich über Jahre aufgebaut. „Das hat an ihm genagt und viel Frust bei dieser Tat entladen.“ Es gäbe keinen Grund für eine Einweisung, stellte der Sachverständige klar.

Der Angeklagte war 2015 nach Österreich gekommen, um eine Pilotenausbildung zu machen, jedoch, nicht zuletzt durch Drogenmissbrauch, schnell sozial mehr und mehr abgedriftet. Bereits im Juni 2016 habe er in Haft ausgesagt, er fühle sich von den Menschen hier schlecht behandelt und würde am liebsten wieder nach Hause.

Bis zu der Tat sei er auch nie in psychiatrischer Behandlung gewesen. „Mir gegenüber hat er kurz nach seiner Verhaftung gesagt, er habe am Tattag weder Alkohol, noch Kokain und Ecstasy, aber auch kein Cannabis konsumiert“, sagte Hofmann. Dies passe auch zu der Blutuntersuchung. „Das ist eindeutig.“ Zudem habe er bei der Polizei in den ersten Einvernahmen umfassende und detaillierte Angaben zum Ablauf gemacht. Zu diesem Zeitpunkt hätten verschiedene Ärzte auch keine Auffälligkeiten festgestellt.

Eine später im Otto Wagner-Spital nach einem Selbstmordversuch erstellte Diagnose „paranoide Schizophrenie“ sei ihm völlig unverständlich, da diese innerhalb eines so kurzen Zeitraums gar nicht zu stellen sei, meinte der Sachverständige. Er erkläre sich dies durch die sogenannte Haftreaktion, die durch die Umstellung auf die Zeit hinter Gitter auftritt. Aus seiner Sicht gebe es keinerlei Anzeichen für eine psychische Störung. Der Angeklagte habe zum Tatzeitpunkt das Unrecht seines Handelns einsehen können.

Der medizinische Sachverständige Christian Reiter berichtete, dass der Familienvater bereits klinisch tot war. Er sei unter Reanimationsbedingungen ins AKH eingeliefert worden. Durch den Sauerstoffmangel hätten jedoch die Nieren derart gelitten, dass der Zahnarzt nunmehr dreimal pro Woche eine Dialyse benötigt. „Mit 68 Jahren ist es schwer, dass man noch eine neue Niere bekommt.“ Auch die Mutter wäre ohne die perfekt funktionierende Rettungskette verblutet, ebenso der Drogendealer. Die Verletzung der Tochter war „nur“ potenziell lebensgefährlich. Der Zeuge, der sich dem Afghanen in den Weg gestellt hatte, wäre zumindest schwer verletzt worden, hätte ihn dessen Messerstich getroffen, so Reiter.