Stichwort - Kampf der türkischen Notenbank gegen Staatschef Erdogan
Berlin (APA/Reuters) - Die türkische Notenbank hat am Donnerstag ihre Unabhängigkeit demonstriert. Sie hob die Zinsen überraschend deutlich ...
Berlin (APA/Reuters) - Die türkische Notenbank hat am Donnerstag ihre Unabhängigkeit demonstriert. Sie hob die Zinsen überraschend deutlich auf 24 Prozent an, obwohl sie mit dem Staatspräsidenten und erklärten Zinsgegner Recep Tayyip Erdogan einen mächtigen Gegenspieler hat. Viele Investoren hatten den Verdacht gehegt, dass er eine kräftige Zinserhöhung, mit der der Lira-Verfall gestoppt werden soll, verhindern könnte.
Auch weil die Notenbank Vertrauen von internationalen Anlegern verspielt hat, ist das Land in eine Währungskrise geschlittert. Es folgt ein Überblick, wie die Zentralbank dieses Jahr agiert hat und wie Erdogan dazu steht:
6. Mai: Erdogan verspricht, nach der Präsidentenwahl im Juni für niedrigere Zinsen und weniger Inflation zu sorgen.
23. Mai: Die Notenbank stemmt sich zunächst mit einer kräftigen Zinsanhebung gegen den Kursverfall der Landeswährung. Sie hebt den Schlüsselsatz von 13,5 auf 16,5 Prozent an.
7. Juni: Die Währungshüter legen nach: Der Zins steigt um 1,25 Punkte auf 17,75 Prozent.
7. Juli: Erdogan sagt den hohen Zinsen und der Inflation den Kampf an: „Wir werden unser Land weiter voranbringen, wenn wir diese strukturellen Probleme unserer Wirtschaft lösen.“
24. Juli: Die Notenbank überrascht die Finanzmärkte auf dem falschen Fuß und lässt die Leitzinsen unverändert - trotz einer Inflation von 15,4 Prozent. Die Lira und der Istanbuler Leitindex stürzen ab.
5. September: Erdogan setzt auf ein Abebben der ausufernden Inflation. „Sie wird auf einstellige Werte fallen. Wir werden das wegstecken.“ Die Verbraucherpreise waren im August um 17,9 Prozent gestiegen - der höchste Wert seit Ende 2003.
13. September: Erdogan verurteilt die Arbeit der Notenbank mit deutlichen Worten und fordert eine Zinssenkung. Nur wenig später erhöhen die Währungshüter den Schlüsselsatz auf 24 Prozent und damit stärker als von Investoren erwartet.