Tennis: Davis-Cup-Reform stößt Australiern geschlossen sauer auf

Graz (APA) - Vom Team-Ältesten, Ex-Topstar Lleyton Hewitt (37) , bis zum Jüngsten, Alex de Minaur (19), sind die traditionsbewussten Austral...

Graz (APA) - Vom Team-Ältesten, Ex-Topstar Lleyton Hewitt (37) , bis zum Jüngsten, Alex de Minaur (19), sind die traditionsbewussten Australier völlig gegen die revolutionäre Reform im Tennis-Davis-Cup. Bei den Österreichern stehen zumindest die Einzelspieler dem neuen Format eher aufgeschlossen gegenüber. Fakt ist: Graz ist in Österreich der letzte Davis Cup im „best of five“-Modus, vermutlich für immer.

Dominic Thiem hat keinerlei nostalgische Gefühle. „Ich wäre wirklich gerne dabei bei dem Event nächstes Jahr, weil es unfassbar wird“, meinte Thiem auf APA-Nachfrage. Angeblich werde das Finalturnier 2019 ähnlich wie die ATP World Tour Finals in London organisiert. „Da mit dem österreichischen Team dabei zu sein, wäre unmenschlich. Deshalb habe ich keine nostalgischen Gefühle, sondern will nur zu dem Event im November.“

Dennis Novak sieht es ähnlich: „Sicher wäre es cool, wenn wir öfters solche Heimspiele hätten. Aber man muss dem neuen Format eine Chance geben. Umso schöner wäre es, wenn wir dabei sind, dann können wir das selber beurteilen.“

Stefan Koubek meinte, er könne mit „Veränderungen gut umgehen“. „Es war bis jetzt etwas Besonderes mit den ‚best of five‘-Matches, ich habe selbst ein paar in den Knochen. Ich habe unfassbare Erfahrungen gemacht, für mich und meine Karriere.“ Für den Kärntner, einst selbst Top-20-Mann, sei eine Reform aber logisch und nötig gewesen. „Ich finde trotzdem gut, dass es noch ein Heim- und Auswärtsmatch (im Februar, Anm.) geben wird. Wie das Finalturnier ausschauen wird, dem muss man eine Chance geben. Dann kann man besser drüber diskutieren.“

Sein Pendant Lleyton Hewitt sieht es völlig konträr. Obwohl sich die Australier bei einer Niederlage in Graz fast sicher sein können, dass sie in der Qualifikationsrunde im Februar trotzdem dabei wären, ist es für Hewitt keinesfalls ein Länderkampf, in dem es um nichts geht. „Das ist das richtige Davis-Cup-Format. Das hat Dwight Davis inspiriert als er den Davis Cup vor über 100 Jahren kreiert hat. Meiner Meinung nach ist das nächstes Jahr der Pique-Cup“, erklärte Hewitt im APA-Interview und bezog sich auf FC-Barcelona-Star Gerard Pique, der mit viel Geld eines Sponsors im Rücken den internationalen Tennisverband (ITF) von der Reform überzeugt hatte.

Darum ist Hewitt auch enttäuscht, dass sich Nick Kyrgios gesträubt hat, nach Graz zu kommen. „Er hat sich schon vor sechs bis acht Wochen entschieden, dass er nicht spielt. Es hat nichts mit der Reform zu tun. Wir wären viel stärker mit ihm. Aber die Burschen, die hier sind, werden für Grün-Gold ihr Herz und ihre Seele auf dem Platz lassen.“

John Millman, der als Nummer 37 die eigentliche Nummer 1 der Gäste in Graz ist, sieht es genauso. „Ich liebe die Geschichte des Bewerbs, die Heim- und Auswärtsspiele. Man meint, dass diese Länderkämpfe nicht viel bedeuten würden, aber wenn man die versammelten Teams sieht und die Leute, die kommen - das ist das Schöne am Davis Cup. Ich bin sehr gegen das neue Format.“

Wer glaubt, dass das Team-“Baby“, der 19-jährige Alex de Minaur da „moderner“ denkt, täuscht sich. „Ich mag vielleicht jung sein, aber ich weiß alles über den Davis Cup und seine Geschichte. Es wird jetzt alles in den Mistkübel geschmissen“, sagte de Minaur und fügte hinzu, „ich glaube nicht, dass man das noch Davis Cup nennen kann. Du kannst den Bewerb zerstören, aber du kannst die Leidenschaft der Spieler nicht wegnehmen.“

Für de Minaur ist es ein „Verbrechen“, was mit der Modusänderung gemacht wurde. „Man macht den Davis Cup zu irgendeinem Turnier, dabei ist es einer der einzigartigsten Bewerbe.“ Als er aufgewachsen ist, sei es immer sein Ziel gewesen, „eines Tages mein Land im Davis Cup zu vertreten“.