Wenn Künstler Nachrichten machen: Ausstellung in der Schweiz

St. Gallen (APA/sda) - Ohne Pause und in hohem Tempo peitscht das Weltgeschehen auf heutige Medienkonsumenten ein. Wenn Künstler News machen...

St. Gallen (APA/sda) - Ohne Pause und in hohem Tempo peitscht das Weltgeschehen auf heutige Medienkonsumenten ein. Wenn Künstler News machen würden, sähen sie anders aus. Wie? Das zeigt die Gruppenausstellung „The Humans“ im Schweizer St. Gallen.

Ob Flüchtlingskrise, ökologisches Desaster oder Handelskrieg. Jederzeit und in horrendem Tempo werden News aufs Smartphone oder ins Wohnzimmer geliefert. In der Ausstellung „The Humans“ (15. September bis 17. März 2019) im Untergeschoß des Kunstmuseum St. Gallen zeigen sieben Künstlerinnen und Künstler einen ganz andern Blick aufs Weltgeschehen.

Ed Atkins und Simon Thompson thematisieren in einer Videoarbeit den ununterbrochenen Informationsfluss, dem der moderne Mensch ausgesetzt ist. In Echtzeit übertragen die beiden Künstler den Internet-Nachrichtensender Sky News Live auf eine Großleinwand.

Die Nachrichten in dem Kunstprojekt haben keinen Ton. Dadurch ändert sich die Wahrnehmung des Konsumenten. Die Bilderflut irritiert. In rascher Abfolge tauchen die Nachrichten auf und verschwinden wieder, bevor der Beobachter erraten hat, worum es geht. Die Textnachrichten, welche unter dem Hauptbild durchlaufen, sorgen dabei für zusätzliche Verwirrung, weil sie mit dem Geschehen auf dem Bildschirm nichts zu tun haben.

Die Migrationspolitik steht im Zentrum der fotografischen Serie „In Between“, die Artur Zmijewski für die Ausstellung in St. Gallen geschaffen hat. Der polnische Künstler besuchte vier unterschiedliche Flüchtlingslager, suchte Freiwillige und setzte sie in Szene. Auf einem Foto ist ein dunkelhäutiger Mann zu sehen, dessen Kopf mit einem Band vermessen wird. Die Szenen weckt Assoziationen zu Polizeiarbeit oder Sklavenhandel.

Für die Aufnahmen benutzte der Künstler eine alte Plattenkamera. Durch die alte Technik vermitteln die großformatigen Schwarz-weiß-Fotografien den Eindruck, sie seien alt. „Die Bilder erinnern an ethnografische Propagandaaufnahmen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“, sagte Roland Wäspe, Direktor des Kunstmuseums St. Gallen. Erst bei genauerem Hinsehen erkenne der Betrachter, dass es Bilder aus der Gegenwart seien, die Armut und Hoffnungslosigkeit wiedergeben.

Daniela Ortiz hat für ihre Videoarbeit „Forcible Drugging to Deport“ einen Selbstversuch aufgezeichnet. Sie lässt sich Drogen injizieren, welche in den USA bei Zwangsdeportationen benutzt werden, um die Menschen während der unfreiwilligen Rückführung ruhig zu stellen. Während die Injektion wirkt, liest die Künstlerin Berichte über Deportationen vor.

Ebenfalls in einem Film hat sich Candice Breitz dem Thema Prostitution angenähert. Ein Bub erzählt in einem rund einstündigen Video eine Geschichte über den ideologischen Konflikt zwischen Feministinnen, Amnesty International, Hollywood-Schauspielerinnen und Zuhältern. Begleitet wird der Vortrag durch einen Chor von Sexarbeiterinnen aus Kapstadt.

In einer weiteren Arbeit berichten Sexarbeiterinnen auf großformatigen Bildschirmen vor orangem Hintergrund über persönliche Erfahrungen.

(S E R V I C E - Infos im Internet unter http://go.apa.at/UzaeOFZ7)