US-Experte: Trump sollte Korea-Gespräche von Atompolitik trennen
Washington/Pjöngjang (APA/AFP) - Die Gespräche zwischen Süd- und Nordkorea über ein Friedensabkommen und die Frage der Denuklearisierung Nor...
Washington/Pjöngjang (APA/AFP) - Die Gespräche zwischen Süd- und Nordkorea über ein Friedensabkommen und die Frage der Denuklearisierung Nordkoreas sollten nach Einschätzung des US-Experten Victor Cha getrennt voneinander behandelt werden. US-Präsident Donald Trump solle in eine unabhängige Behandlung der beiden Fragen einwilligen, sagte Cha in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. „Wir müssen die Verhandlungen aufteilen.“
Trump solle die Bemühungen Nord- und Südkoreas zur Ausarbeitung eines Friedensabkommens unterstützen, wenn sich Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und Südkoreas Präsident Moon Jae-in kommende Woche in Pjöngjang treffen. „Die Chinesen werden das wahrscheinlich unterstützen“, sagte Cha. Dies bringe Trump in eine „sehr ungünstige Position“, weil es drei andere Parteien gebe, die ein Friedensabkommen befürworteten.
Der Koreakrieg (1950 bis 1953) endete lediglich mit einem Waffenstillstand, ein Friedensabkommen zwischen Nord- und Südkorea gibt es bis heute nicht.
Wenn Trump einschwenke, müsse er von seiner Forderung abrücken, dass Nordkorea zunächst konkrete Schritte einleiten müsse, um sein Atomwaffenprogramm aufzugeben. Trump solle dennoch auf einer konkreten Gegenleistung bestehen. „Wenn es ein Friedensabkommen geben wird, müssen wir etwas bekommen, etwas Wertvolles“, sagte Cha. Denkbar sei zum Beispiel eine Einwilligung Nordkoreas, seine Artillerie von der innerkoreanischen Grenze abzuziehen.
„Die Frage der Reihenfolge ist nicht neu“, sagte Cha. „Sie wollen zuerst eine Friedenserklärung und die Aufhebung von Sanktionen, wir wollen zuerst Schritte hin zu einer Denuklearisierung.“ Der Experte zeigte sich jedoch wenig zuversichtlich, dass zur atomaren Abrüstung ein starkes Abkommen erzielt werden könnte.
Die US-Regierung hatte seit dem Gipfeltreffen von Trump und Kim Anfang Juni in Singapur die beiden Themen Denuklearisierung und Friedensabkommen miteinander verknüpft. Seitdem habe es aber kein Anzeichen von Pjöngjang gegeben, dass es wirklich auf eine nukleare Abrüstung hinarbeite, sagte Cha.
„Wir wollen eine Deklaration (von Atomanlagen), wir wollen Verifikation, wir wollen einen Zeitplan... Es gibt nichts, was darauf hindeutet, dass Nordkorea irgendetwas davon machen will.“ Die Schließung von Atomtestanlagen sei „keine wirkliche Denuklearisierung“.
„Die wirkliche Frage ist: Können wir ein gutes Abkommen bekommen, ein richtig umfassendes, das überprüfbar ist?“ Diese Frage sei viel schwerer zu beantworten. Er gehe nicht davon aus, „dass die Nordkoreaner ein Interesse daran haben, ihre Waffen aufzugeben“.
Cha war im vergangenen Jahr zunächst als neuer Botschafter für Südkorea vorgesehen, bevor Trump seine Meinung änderte. Inzwischen ist er Leiter der Korea-Abteilung des Zentrums für Strategische und Internationale Studien in Washington.
Bei seinem ersten Treffen mit Trump im Juni in Singapur hatte Kim in die atomare Abrüstung seines Landes eingewilligt. Genauere Definitionen, ein Zeitplan oder Kontrollmaßnahmen für den Abrüstungsprozess wurden aber nicht genannt, weshalb die Vereinbarung vielfach als zu vage kritisiert wurde.